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Südostasien ist besonders bei Rucksackreisenden sehr beliebt. Umgeben von China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar besteht Laos zu 90 % aus bergiger Landschaft, verfügt über nur wenige Straßen und hat keinen Zugang zum Meer. Für viele Touristen sind daher Thailand, Vietnam und Kambodscha deutlich interessantere Ziele. Mir hingegen sind Laos und seine Menschen schon beim ersten Besuch vor sieben Jahren so ans Herz gewachsen, dass ich seitdem noch zweimal dort war. Das letzte Mal besuchte ich das Land im Dezember letzten Jahres, um die knapp 1.000 km von Houay Xai bis nach Vientiane per Rad zurückzulegen. Auch diese Reise bestätigte meinen Eindruck, dass Laos zu einem der schönsten Länder der Welt für Reisen mit dem Rad gehört. Vom ersten Teil der Reise bis Luang Prabang erzählt dieser Reisebericht.

Wie kommt man nach Houay Xai?

Wer aus Deutschland nach Laos fliegen will macht dies entweder über Vietnam, China oder, was meist am schnellsten geht, über Thailand. Für mich ging es zunächst per Zug von Köln nach Frankfurt und dann weiter mit Thai Airways über Bangkok nach Chiang Mai im Norden von Thailand. Das eigene Fahrrad hatte ich in zu Hause gut geschützt mit Luftpolsterfolie in einen Radkarton gepackt, den ich vorher von einem Radhändler geschenkt bekommen hatte. Die Mitnahme des Fahrrades bei Thai Airways war kostenlos, da ich insgesamt innerhalb der 30 kg-Grenze inklusive eingechecktem Gepäck blieb. Tipp: Wer mit Thai Airways fliegt, sollte das Fahrrad trotzdem anmelden!

Von Chiang Mai aus waren es noch einmal ca. 300 km bis nach Houay Xai an der laotisch-thailändischen Grenze. Die Strecke lässt sich gut mit dem Rad zurücklegen und bietet entlang des Weges eine Vielzahl von Unterkünften und Restaurants. Es gibt auch Möglichkeiten, auf verkehrsarme, teilweise sehr steile Nebenstraßen auszuweichen. In den großen Städten Chiang Mai und Chiang Rai befinden sich inzwischen sogar ein paar recht gut aufgestellte Radhändler, falls das mitgebrachte Rad einer Reparatur bedarf. Ich habe die Strecke von Chiang Mai bis Chiang Rai zunächst mit dem Rad zurückgelegt und habe von Chiang Rai aus den Bus nach Houay Xai genommen. Die Mitnahme des Fahrrades im Gepäckraum des Busses war unproblematisch und machte nur einen sehr geringen Aufpreis zum ohnehin günstigen Fahrentgelt aus (ca. 6 EUR). Wer zu besten Zeit im Dezember fliegt, sollte beachten, dass die Umstellung auf 30°C und Sonne insbesondere aufgrund des Jetlags und der körperlichen Anstrengung einer gewissen Eingewöhnung bedarf. Es ist also ratsam, es die ersten Tage etwas ruhiger angehen zu lassen!

Houay Xai am Morgen mit Blick auf den Mekong River:

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Charakteristik der Strecke

Die Strecke von Houay Xai über Luang Prabang bis nach Vientiane führt fast ausschließlich durch einsames, bergiges Gelände und bietet immer wieder phantastische Ausblicke auf die umliegende Landschaft. Obwohl Laos nur wenige Straßen hat und somit kaum Ausweichmöglichkeiten, gibt es gerade im Norden und außerhalb der Städte Luang Prabang und Vientiane kaum Straßenverkehr. Für den Radfahrer sind das ideale Bedingungen.

Die Qualität der Straßen ist sehr unterschiedlich; vom glatten Asphalt über groben Schotter bis zu Lehm ist alles vorzufinden. Mit Schlaglöchern sollte man immer rechnen und deshalb auch von Fahrten in der Nacht absehen. Ich hatte mich für 2,4 Zoll Mäntel von Continental (hinten X-King, vorne MountainKing) entschieden und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Diese haben zwar einen etwas höheren Laufwiderstand, dafür stellt aber auch gröberer Straßenbelag kein Problem dar und mein ungefedertes Stahlrad hatte damit fast so etwas wie „Komfort“!

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Tag 1: Houay Xai -> Vieng Phoul (121 km / 1.835 Höhenmeter)

Auftakt der Tour ist der Ort Houay Xai am thailändisch-laotischen Grenzfluss Mekong. Gestern Abend habe ich die Grenze per Bus passiert, meine 35 USD für das Visum gezahlt und mir vor Ort eine Unterkunft besorgt. Nun, am nächsten Morgen, begebe ich mich mit meinem Rad auf die Straße Richtung Norden anstatt, wie die meisten Touristen, entspannt in zwei Tagen per Boot auf dem Mekong nach Luang Prabang im Süden zu schippern (die Fahrradmitnahme ist übrigens möglich; der Preis Verhandlungssache).

Auf den ersten Kilometern Richtung Norden geht es noch recht verkehrsreich zu, aber schon nach ca. 15 Kilometern nimmt der Verkehr deutlich ab. Die Strecke führt durch kleine Lao-Dörfer mit Holzhäusern auf Stelzen und am Nachmittag durch eine grüne Urwaldlandschaft. Überall spielen in den Dörfern Kinder, grüßen freundlich mit „Sabaidee“ (Lao: „Hallo“) und wollen auch oft abgeklatscht werden.

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Am Nachmittag treffe ich Kurt, einen Kanadier, der derzeit in Malaysia als Lehrer arbeitet. Er hat Urlaub und ist mit einem Rennrad unterwegs, das er sich in Chiang Mai gemietet hat.  Beim gemeinsamen Mittagessen an einem Straßenstand merken wir gleich, dass wir uns gut verstehen und in einem sehr ähnlichen Takt unterwegs sind. Wir beschließen gemeinsam weiter zu fahren. Ganz unverhofft haben wir also beide ganz schnell einen Reisepartner gefunden. Denn obwohl ich oft und gern alleine reise: das gemeinsame Entdecken und Erleben mit einem gleichgesinnten Reisepartner bereichert jede Reise!

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Mit der Dämmerung gegen 18:30 Uhr erreichen wir das kleine Dorf Vieng Phoul und buchen uns jeder in einer kleinen Anlage direkt an der Hauptstraße eine kleine Bambushütte (40.000 Kip / 5 EUR). Die kalte Dusche weckt noch einmal alle Lebensgeister und danach bin ich froh, dass ich den Fleece-Pulli mitgenommen habe, denn abends wird es um diese Jahreszeit oft recht frisch (im Dezember ca. 10° C.). Als wir später in dem kleinen Restaurants am Fluss das Abendessen zu uns nehmen, bestätigt sich unser erster Eindruck: wir sind nicht nur die einzigen Gäste im Restaurant sondern auch die einzigen Touristen in diesem kleinen Dorf.

Tag 2: Vieng Phoul -> Luang Namtha (62 km / 467 Höhenmeter)

Trotz des Lärms von der Straße und der Kälte (Bambushüten mit Palmblättern bieten nur wenig Isolierung …) habe ich aufgrund der gestellten warmen Decke und der mitgebrachten Ohrstopfen gut geschlafen. Kurt und ich lassen es ruhig angehen, weil die heutige Strecke recht kurz und weniger bergig ist. Beim Frühstück treffen wir auf einen Australier, der uns aus der anderen Richtung entgegenkommt und seit einem halben Jahr mit dem Rad unterwegs ist. Mit Blick auf sein altes, lädiertes Fahrrad mit Gepäckträger und Picknickkorb frage ich mich, wie er es bis hierhin geschafft hat!? Prompt erzählt er uns von vielen Pannen und der ständigen Suche nach Reparaturwerkstätten; gerade jetzt sei sein Hauptlager defekt und es gäbe hier kaum Werkstätten, geschweige denn Fahrradläden. Eine erfrischende Art zu reisen wenn man etwas mehr Zeit hat!

Die heutige Strecke führt uns wieder durch einige Lao-Dörfer mit begeisterten Kindern und überall freundlich lächelnden Menschen. Die plötzliche Popularität und entgegengebrachte Begeisterung muss man als Mitglied des westlichen Kulturkreises auch erst einmal verkraften! Zu Hause, vor allem im Winter, ist die Anzahl der Menschen, die einem beim Umherfahren mit dem Rad freundlich zuwinken oder begeistert zurufen doch etwas rarer gesät.

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Viele Reisfelder säumen unseren Weg:

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In einem Dorf sehen wir einen riesigen LKW auf der Seite liegen, der dort wegen überhöhter Geschwindigkeit umgestürzt ist. Das an den LKW angelehnte, verbogene Fahrrad lässt das Schlimmste erahnen… Auf unserer Strecke werden wir noch einige verunglückte LKW sehen. Berichten zufolge sind oft Alkohol, zu hohe Geschwindigkeit, zu schwere Beladung und schlechte Bremsen im Spiel. Für den Radfahrer dürften die LKW mit Abstand die größte Gefahr in Laos darstellen.

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Die Landschaft ist saftig grün und es mehren sich Flächen, die künstlich mit Salat, Reis und anderem bewirtschaftet werden. Gleichzeitig fällt auf, dass große Flächen des Urwalds abgeholzt wurden und noch werden (der Nachbar China ist ganz groß im Holz-Geschäft). Am Nachmittag erreichen wir die Kleinstadt Luang Namtha (ca. 3.500 Einwohner). Hier gibt es eine gute Auswahl an Hotels, Trekkingangeboten, einen Markt, etc.. Über Tripadvisor finden wir das etwas versteckt gelegene Zuela-Guesthouse und bekommen dort für 120.000 Kip / 14 EUR je ein sauberes Einzelzimmer mit großem Bett und Klimaanlage. Das angeschlossene Restaurant bietet gutes Essen zu angemessenen Preisen.

Als wir später am Abend eine Runde durch die Stadt gehen, erkundigen wir uns auch nach Angeboten für eine Trekkingtour. Bei „Discovering Laos“ (Tipp: das angeschlossene Minority-Restaurant!) ist man so ehrlich uns mitzuteilen, dass man auf den angebotenen Trekkingtouren (ein, zwei oder mehrere Tage) zwar den Dschungel zu sehen bekommt, aber nicht erwarten darf, auch irgendwelchen Tieren zu begegnen. Denn Tiere werden von den Laoten ohne Ausnahmen gejagt und entweder gegessen oder auf den Märkten verkauft werden. Die mögliche Einsicht, dass die Einnahmen der Region durch den Trekking-Tourismus auf Dauer deutlich höher sein könnten als die Verkaufspreise für geschossene Tiere, ändert eben nichts an der individuellen Situation vieler Laoten. Für viele geht es auch schlicht darum, am Ende des Tages etwas zu Essen auf dem Teller zu haben. Mit gemischten Gefühlen sehen wir dann abends auf dem Nachtmarkt, dass auch dort offiziell geschützte Tiere verkauft werden. Als wir auftauchen, werden schnell Tücher über die toten Tiere gelegt; fotografieren dürfen wir nicht. Hier wäre wohl eher der Staat in der Pflicht lenkend einzugreifen und positive Anreize zu schaffen.

Tag 3: Luang Namtha -> Oudomxay (118 km / 1.202 Höhenmeter)

Heute brechen wir bereits um 8:30 Uhr auf, um noch vor Anbruch der Dunkelheit unseren Zielort zu erreichen. Es ist kühl und die Umgebung liegt noch in einem leichten Nebelschleier. Die ersten 1 1/2 Stunden fahren wir recht flach am Fluss Nam Thoung River entlang. Umgeben von steilen, grünen Bergen rollt es sich auf der gut asphaltierten Straße fast wie von selbst. Teilweise befinden sich auf der anderen Seite des Flusses kleine Siedlungen und es führen Hängebrücken hinüber, die beim Betreten ein Indiana Jones – Feeling hervorrufen.

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Nach ca. 20 km entdecken wir in an einem an der Straße gelegenen Haus einen kleinen Käfig mit einem Affen. Der Affe hat eine Kette am Hals und die Besitzer des Hauses haben ihn offensichtlich gefangen um ihn als „Haustier“ halten. Wir haben Mitleid mit der armen Kreatur, die offensichtlich leidet und ich frage, in der spontanen und etwas naiven Absicht, ihn laufen zu lassen, ob er zu kaufen wäre. Sie lehnen erst ab und verlangen dann 500 EUR. Gleichzeitig wird offensichtlich, dass die inzwischen angesammelte Familie allein mein Ansinnen schon nicht nachvollziehen kann. Wir werfen daher schließlich nur noch einen traurigen Blick auf den Affen und fahren ernüchtert weiter. Und da ist es wieder: das Gefühl der Zerrissenheit, dass mir bei Reisen durch Ländern mit für einer mich sehr fremden Kultur immer wieder begegnet. Einerseits möchte ich aktiv in Situationen eingreifen, die nicht meinem eigenen Wertesystem entsprechen und empfundene Ungerechtigkeiten zu beseitigen helfen. Andererseits möchte ich meine eigenen Werte nicht mit westlicher Arroganz über die der Bewohner eines Landes stellen, deren Gast ich bin. Während ich weiterfahre wird mir auch klar, dass die Situation wohl eben etwas komplexer war und es ohnehin sehr zweifelhaft gewesen, ob ein Freikaufen des Affen überhaupt zu dem gewünschten Erfolg geführt hätte. Dies aus mehreren Gründen: 1) Der Affe schien schon länger in Gefangenschaft gewesen zu sein; es war daher fraglich, ob er überhaupt weggelaufen wäre. 2) Die Besitzer hätten ihn wahrscheinlich schnell wieder eingefangen. 3) Wir hätten sie vielleicht auf ein Geschäftsmodell gebracht „Freilassung gegen Geld“. In Luang Prabang wird dieses Modell schon sehr aktiv mit in Käfigen eingesperrten Vögeln betrieben, die dort den Touristen zum Freilassen angeboten werden. Ich finde das sehr schwierig.

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In Nateuy, einem kleinen Dorf am Fluss, gabelt sich die Straße. Für uns eine gute Gelegenheit, in einem Restaurant am Fluss unsere Mittagspause einzulegen. Bei der Einfahrt in Dorf habe ich zwei einfache, an der Hauptstraße gelegene Gasthäusern entdeckt, so dass Radreisende auch hier unterkommen könnten; für uns geht es heute aber noch weiter. Wir sind nun am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt; die chinesische Grenze liegt nur ca. 15 Kilometer nördlich. Bei Kilometer 65 erreichen wir mit Na Mor ein weiteres Dorf, in dem sich ebenfalls Gasthäuser befinden.

Am Nachmittag legen wir an einem langen Straßenstand eine Pause ein. Wie es typisch für Laos ist, bieten dort einheimische Frauen, die teilweise zu Fuß aus den umliegenden Bergen angereist sind, den wenigen vorbeifahrenden Reisenden ihre Waren an. Wir kaufen an mehreren Ständen Nüsse und Bananen, so dass möglichst viele ein Geschäft mit uns machen können und schießen ein paar Fotos. Das Zeigen der gemachten Fotos sorgt wie immer für heitere Stimmung, die uns hilft, die Sprachbarrieren zu überbrücken.

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Erst am späten Nachmittag kommt der lange Anstieg von 600 auf 1.125 Meter. Am Pass bietet sich uns ein wunderbarer Ausblick auf die umliegenden Berge:

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Inzwischen ist es wieder kühler geworden und so erreichen wir trotz unseres frühen Aufbruchs am Morgen das quirlige Städtchen Muang Xay erst mit Einbruch der Dunkelheit. Die Stadt hat ein reichhaltiges Angebot an Unterkünften verschiedener Preisklassen. Da wir wenig Wert auf den Komfort des 75 USD–Zimmers im Top-Hotel des Ortes legen, kommen wir stattdessen im nahe gelegenen Hongfa-Guesthouse für 10 USD unter (inklusive WLAN, sauberer Laken und heißer Dusche). Ein Tipp für das Abendessen ist das auch bei TripAdvisor hochgelobte Souphailins Restaurant. Geboten werden frisch zubereitete westliche und laotische Speisen (auch viele vegetarische) zu moderaten Preisen. Die Besitzerin ist sehr freundlich und engagiert.

Tag 4: Muang Xay -> Pak Song (86 km / 1.306 Höhenmeter)

Die ersten 15 Kilometer des heutigen Tages geht es gleich 400 Meter hinauf; allerdings auch hier als moderate Steigung. Die Berge liegen wie gewohnt noch im Nebel, der sich erst gegen 11 Uhr lichtet, so dass dann die Sonne durchkommt. Fürs Radfahren ist das sehr angenehm, auch wenn die Aussicht natürlich zunächst etwas eingeschränkt ist.

Bei Kilometer 37 unserer heutigen Tour beginnt eine Baustelle, die sich über die kommenden 40 Kilometer hinzieht. In der Folge treffen wir auf gelegentliche Schotterstrecken und einmal wird die Straße sogar für eine volle Stunde gesperrt. Meine fetten Reifen fühlen sich auf dem robusten Untergrund sehr wohl während Kurt mit seinem Rennrad nun ernsthafte Probleme bekommt und sehr vorsichtig fahren muss. Trotzdem lässt sich der erste Platten bei Kurts Rennrad nicht verhindern. Die Reparatur ist mit dem Ersatzschlauch allerdings schnell erledigt und bietet für die aus der Umgebung heranströmenden Kinder eine unterhaltsame Abwechslung.

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Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Pak Mong. Der Ort liegt direkt an einer vielbefahrenen Kreuzung. Richtung Osten führt die Straße bis nach Vietnam, Richtung Süden nach Luang Prabang. Die Straße ist von zahlreichen Restaurants gesäumt, weil fast alle LKW und vorbeifahrenden Busse hier kurz Halt machen. Wir nehmen uns für je 80.000 Kip (9 EUR) ein sehr einfaches Zimmer (ohne WLAN) direkt an der Kreuzung im Nam Teuy Guesthouse. Etwas seltsam ist, dass keine Schlüssel für die Zimmer herausgegeben werden und nachts sowohl bei mir als auch bei Kurt jemand versucht, die Türe zu öffnen (wovor, was wir erst nachher lesen, auch bei TripAdvisor gewarnt wird). Es empfiehlt sich daher, zumindest keine Wertsachen im Zimmer zu lassen.

Tag 5: Pak Mong -> Hatena (81 km / 473 Höhenmeter)

Auf den ersten 15 Kilometern der heutigen Etappe ist es zunächst noch sehr verkehrsreich und entlang der Straße befinden sich viele Geschäfte und Fabriken. Und nachdem wir mehrere Tage keinem einzigen touristischen Radfahrer begegnet sind, treffen wir heute gleich auf mehrere Radreisende. Zunächst sind dies zwei allein reisende Frauen (aus Holland und Australien), die wir in einem Abstand von 1 Stunde mit ihren vollgepackten Rädern treffen. Beide sind auf dem Weg nach China und sind sich zu dem Zeitpunkt noch nicht begegnet. Kurze Zeit kommen uns Alice und Daniel aus Deutschland entgegen. Sie haben sich die Fahrräder in Vientiane gemietet und sind von dort aus über die Berge gefahren. Leider hatten sie mit den Rädern von Anfang an technische Pannen. Am Ende musste bei einem Rad sogar die gesamte Hinterradfelge ausgetauscht werden, wodurch sie drei ungeplante Tage in Luang Prabang verbracht haben, weil sie auf die Ersatzfelge aus Vientiane warten mussten. Obwohl Luang Prabang unzweifelhaft ein schöner Ort für einen ungeplanten Aufenthalt ist, ist genau dies der Grund dafür, warum ich ausschließlich mit dem eigenen Fahrrad verreise. Das ist bei der An- und Abreise zwar ein wenig aufwändiger, wird nach meiner Erfahrung aber durch die Verlässlichkeit eines passenden, bewährten und gewarteten Fahrrades locker wieder ausgeglichen.

Und dass wir in Laos unterwegs sind merkt man dann auch daran, dass uns heute unser erster Elefanten auf der anderen Straßenseite entgegenkommt.

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Am Nachmittag werden wir Zeugen einer Unfallaufnahme. Ein Pick-up-Truck hat ein Motorrad erwischt und gleich noch das 30er-Zone Schild mit umgefahren. Mir wird versichert, dass die Sache dieses Mal ganz gut ausgegangen wäre. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle in Laos ganz erheblich ist. LKW und Autos fahren teilweise mit hohen Geschwindigkeiten durch die Dörfer, während auf der anderen Seite Menschen allen Alters die Zunahme des Verkehrs gar nicht bemerkt zu haben scheinen und immer wieder völlig gedankenlos die Fahrbahn betreten oder in Verkehrsmitteln auf sie einbiegen.

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In Hatgna nehmen wir uns je ein fensterloses Zimmer im einzigen Guesthouse des Dorfes (40.000 Kip / 5 EUR). Leider stellt sich heraus, dass es trotz des eingebauten Bades kein fließendes Wasser gibt. Zum Glück habe ich meine feuchten Tücher und den Seidenschlafsack dabei, mit denen sich solche Tage ganz gut überbrücken lassen.

Tag 6: Hatgna -> Luang Prabang (38 km / 207 Höhenmeter)

Da die Unterkunft der vergangenen Nacht kaum zum Verweilen einlädt und in Luang Prabang das vorgebuchte Zimmer wartet, stehen wir bereits um 6 Uhr auf, nehmen im Restaurant an der Straße ein kleines Frühstück zu uns, beobachten dabei den Sonnenaufgang und brechen dann auf. Die Strecke lässt sich einfach fahren, so dass wir zu einem frühen Mittagessen bereits im lebendigen Luang Prabang ankommen. Obwohl bestätigt ist die gebuchte Unterkunft dann doch nicht mehr verfügbar. Zum Glück ist es trotz Hauptsaison kein Problem in der historischen Altstadt am Mekong schnell einen sehr schönen günstigen Ersatz zu finden (120.000 Kip / 13 EUR).

Das relaxte und vielseitige Luang Prabang ist eine willkommene Abwechslung. Denn auch wenn uns die vergangenen Tage ein phantastisches, intensives Reiseerlebnis beschert haben, so war dies doch meist von sehr einfachem Essen und schlichten Unterkünften geprägt. Die Annehmlichkeiten von Luang Prabang sind schier überwältigend und beginnen schon damit, dass wir endlich wieder unsere Wäsche gewaschen bekommen und eine wohltuende Massage die verspannten Beine wieder auflockert. Daneben lockt eine phantastische Auswahl an guten Restaurants, coolen Bars, schönen Tempeln und relaxten Cafés. Kurt und ich feiern abends in einem schönen Gebäude der französischen Kolonialzeit bei leckerem Essen und einem kalten Beer Lao unsere Ankunft in Luang Prabang und offiziell Weihnachten. Auf jeden Fall ist Luang Prabang ein Ort, an dem es sich gut ein paar Tage aushalten lässt.

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Für Kurt geht es nach zwei Tagen Aufenthalt in Luang Prabang per Boot auf dem Mekong zurück nach Houay Xai, während ich mich wieder auf das Rad schwinge, um den zweiten Teil der Radtour anzugehen. Mein Ziel ist die Überquerung der hohen Berge, der Besuch des quirligen Vang Vieng mit seinem Karstfelsenpanorama und Vientiane, die Hauptstadt von Laos.

Tipps und Hinweise zu Laos:

 

  • Wer auf Erreichbarkeit und die Möglichkeit der Nutzung verschiedener Internetdienste (GPS-Routing, TripAdvisor, E-Mail, etc.) Wert legt, der sollte sich in Houay Xai eine laotische Mobilkarte für sein Smartphone besorgen, die bis zu 30 Tage gültig ist und verschiedene Datenvolumen umfasst. In den Städten hatte ich damit immer Empfang und die Datengeschwindigkeit war teilweise erstaunlich hoch.
  • Vor der Reise nach Laos sollte man mit mindestens 3 Monaten Vorlauf seine Impfungen auf ein angemessenes Schutzniveau überprüfen lassen. Die hygienischen Bedingungen in Laos weisen gerade in den ländlichen Gebieten erhebliche Schwankungen auf, so dass das heimische Impfschutzniveau wahrscheinlich nicht ausreichend sein wird. Als Reiseimpfung wird Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch Hepatitis B, Typhus, Tollwut sowie Japanische Encephalitis empfohlen. Gegen das Dengle-Fieber und Malaria ist immer noch der Schutz vor Mückenstichen die beste Vorsorge (lange und leichte Hosen und Hemden); ein Malaria-Standby-Medikament ist ebenfalls empfehlenswert.
  • Obwohl ich gern mit Zelt verreise, habe ich in Laos davon abgesehen. Grund ist, dass es bei einer vorausschauenden Planung der Tagesetappen immer eine Möglichkeit gibt sehr günstig in einem einfachen Gasthaus unterzukommen und dann meist auch eine Möglichkeit zum duschen besteht (wenn auch manchmal kalt …). Ein Seidenschlafsack und ein Kopfkissenüberzug ist trotzdem empfehlenswert, weil die hygienischen Bedingungen nicht immer optimal sind.
  • An der Grenze sollte man sich gleich mit einem ausreichenden Vorrat an Bargeld in laotischer Währung ausstatten, da Kreditkartenzahlung gerade auf dem Land oft nicht angeboten wird. Eine Mahlzeit gibt es bereits ab 2-3 EUR, Unterkünfte ab ca. 5 EUR.
  • Wenn man den freundlichen Menschen in Laos begegnet und einem bei jeder Dorfdurchfahrt die Kinder begeistert ein herzliches „Sabai Dee“ oder „Hello“ zurufen, kann man sich kaum vorstellen, dass das Reisen in Laos gefährlich sein könnte. Lediglich regional ist Vorsicht geboten. So hat es in den letzten Monaten auf der Straße 13 zwischen Luang Prabang und Vientiane (in der Gegend um Kasi) mehrmals nächtliche Überfälle auf Fahrzeuge (unter anderem einen Reisebus) gegeben, bei denen auch Schusswaffen eingesetzt wurden. In Reisebussen auf dieser Strecke fährt nachts oft mindestens ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Sicherheitsdienst mit und ich habe dort selbst sehr viele Soldaten gesehen. Ob man in Anbetracht dessen diesen Abschnitt eher meidet, muss jeder selbst entscheiden. Für die Mehrzahl der Reisenden dürfte Laos jedenfalls sehr sicher sein.

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