Gestern sind wir in Island gelandet und haben unseren ersten Tag mit einer entspannten Tour von Keflavik aus begonnen. Die Westküste und dann die Südküste entlang ging es auf recht einsamen Straßen bis zum Campingplatz in Strandarkirkja.

Tag 2 – Entscheidung für eine Tour durch die Highlands

Nachts werde ich durch den auf unser Zeltdach niederprasselnden Regen immer wieder wach. Als Christof und ich dann am Morgen aus dem Zelt schauen, sind wir umgeben von einem dunklen Wolkenmeer. Die gestern noch bestehende Hoffnung auf etwas Sonne verschieben wir auf später. Nach der bewährten Jogurt-Müsli-Mischung im Zelt nutzen wir ein Zeitfenster abnehmenden Regens, packen Zelt und Ausrüstung zusammen und starten in voller Regenmontur.

Nach knapp 25 Kilometern über die Landstraße 427 kehren wir in Eyarbakki, im einzigen Restaurant des Dorfes, ein. Während wir uns den isländischen (Vegi-) Burger schmecken lassen, stellen wir zum wiederholten Male fest, dass es in Island erfreulicherweise eine recht großzügige Versorgung mit schnellem, für Gäste kostenfreiem Internet gibt. WLAN-Codes werden, anders als in einigen anderen Ländern, nicht wie bares Gold gehandelt. Irgendwie hat es dieser Staat mit seinen gerade einmal 329.000 Einwohnern (2015), die sich auf einer riesigen Fläche verteilen, geschafft, die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet sicherzustellen.

Nachmittags erreichen wir bei Kilometer 35 Selfoss und treffen dort auf einen Isländer, der uns empfiehlt, den Wasserfall Gulfoss als überlaufene Touristenattraktion auszulassen und stattdessen eher weiter nach Osten bis Landmannalauga zu fahren. Die Strecke wäre landschaftlich wunderschön und deutlich verkehrsärmer. Wir entscheiden daraufhin zunächst, über einsame Straßen gen Osten zu fahren und wollen dann später über die Höhenstraße 26F die sogenannten Highlands überqueren. Weil auf diesem Weg Versorgungseinrichtungen im Grunde nicht existent sind, kaufen wir nebenan im riesigen Supermarkt Proviant für die nächsten 6 Tage ein (Nudeln, Müsli, Jogurt, Nussmischungen, Schokolade etc.). Nachdem wir die gefühlten 10 Kilogramm auf unsere beiden Räder verteilt haben geht es in strömendem Regen weiter.

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Gegen Abend testen wir unser Glück und fragen bei einem Hotel auf der Straße 30 nach einer Unterkunft. Man bietet uns ein einfaches Doppelzimmer für 260 EUR an, Frühstück immerhin inklusive … Auf diese Weise ist die Entscheidung für die Fahrt zum nahe gelegenen Campingplatz bei Rehkir (auf der rechten Straßenseite hinter einem Motel) leichten Herzens getroffen. Hier gibt es heiße Duschen und einen trockenen Aufenthaltsraum. Wir lernen dort Ines und Philipp aus Süddeutschland kennen und lassen den Tag nach unserem Nudelabendessen bei einem Glas Whisky ausklingen.

Tag 3 – Ein kurzer, regnerischer Radtag

Am nächsten Morgen trocknen wir erst einmal das Zelt und unsere Sachen im beheizten Aufenthaltsraum. Das regnerische Wetter ist nach wie vor nicht besonderes einladend. Isländer erzählen uns, dass dies der kälteste und regenreichste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Island ist. Glückwunsch! Aber wie die Isländer sagen: „Wenn es regnet, einfach 5 Minuten warten. Das Wetter ändert sich ständig!“ Wir lassen es an diesem Morgen langsam angehen, frühstücken lange und kümmern uns auch um unsere Räder, die bei dem Wetter einer regelmäßigen Pflege bedürfen.

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Nach dem Aufbruch geht es kurze Zeit später auf die noch einsamere Straße 30, wo wir mittags in der Tankstelle/Restaurant/Minimarkt in Árnes einkehren. Nach unserer Karte ist dies der letzte Versorgungspunkt mit Supermarkt vor der Highland-Tour. Wir lassen uns daher bei guter WLAN-Versorgung nochmals einen Burger schmecken und fahren dann nach einer ausgiebigen Pause, bei der es draußen weiter in Strömen regnet, weiter. Der leichte Regen begleitet uns weiter und kühlt uns trotz der Bewegung auf dem Rad merklich aus. Gefühlt sind es deutlich unter 10° C.

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Auch wenn wir an diesem Tag erst 35 Kilometer gefahren sind, haben wir am frühen Abend keine Lust mehr weiterzufahren und kehren in Hjálpafoss auf dem Campingplatz ein. Im Angebot sind dort ein WC und ein Unterstand mit einem großen Loch im Dach (für den Abzug der Rauchschwaden, falls man grillen sollte …). Ansonsten ist der Campingplatz menschenleer. Wir richten es uns unter dem kleinen Unterstand mit Bank-Tisch-Kombination recht gemütlich ein und sind froh, in trockene Klamotten schlüpfen zu können. Morgen soll das Wetter deutlich besser werden! Tatsächlich sehen wir am Abend, das erste Mal für diesen Tag, sogar kurz die Sonne durch die Wolken blitzen und werden mit dem Blick auf einen wunderschönen, farbintensiven Regenbogen belohnt.

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Tag 4 – Über Schottenpisten in die Berge

Am Morgen erwartet uns leider nicht der auf meiner Weather-App angesagte Sonnenschein. Kurze Schauer und Sonne wechseln sich ab. Das führt dazu, dass wir die Definition für den isländischen Sonnentag kurzerhand ändern: Ein Sonnentag liegt auf Island vor, wenn die Sonne an einem Tag für mindestens 10 Minuten klar erkennbar zwischen den Wolken hervorschaut!

Wir packen unsere Sachen zusammen und brechen bei recht frischen Temperaturen auf. Zu unserer Freude hört der Regen tatsächlich auf und jetzt blitzt dann und wann auch einmal die Sonne hinter den Wolken hervor. Die Landschaft ist überwältigend schön, saftig grün und durchzogen von unzähligen, gut gefüllten Bächen. Die gut asphaltierte Straße haben wir fast für uns allein und so geht es, über einige kernige Anstiege, gut voran.

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Schließlich erreichen wir bei Hrauneyjar die letzte Raststätte vor der längsten Nord-Süd-Traverse Islands, der Route 26 / F26. Hier gibt es eine Tankstelle, Unterkünfte, WLAN und, zu saftigen Preisen, leckeres Essen. Wir sind froh, dass wir uns in Solfoss schon mit Proviant eingedeckt haben, denn hier sind zum Mitnehmen nur Toastbrot, Schokoriegel und Chips im Angebot. Wir kaufen die letzte Tüte Chips und fahren weiter. Kurze Zeit später beginnt der schlottrige Teil der 26 und die Umgebung ist mit jedem weiteren Meter, den wir uns hocharbeiten, mehr und mehr von dunklem Lavastein geprägt. Vor uns breitet sich Europas größte Wüste aus, eine aus Lavastein und Asche geformte, einzigartige, lebensfeindliche Welt.

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Nach 75 Tageskilometern nutzen wir eine Regenpause und bauen auf einem Plateau, unweit des Hauptweges 26, unser Zelt auf. Während wir unter dem Zeltvordach unsere Nudeln kochen, genießen wir die Ruhe dieser mystischen Landschaft. Wir sind in der Lavawüste angekommen. Kilometerweit um uns herum ist kein einziger Mensch und auch Tiere sehen wir extrem selten. Morgen geht es weiter, immer tiefer in diese Welt hinein. Wir freuen uns auf dieses Abenteuer und ich werde berichten.

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