Eine der ersten Fragen, die ich im Hinblick auf meine Radtouren oft gestellt bekomme, ist die Frage nach dem Gesamtgewicht der Ausrüstung, die ich auf mein Fahrrad packe. Wie so oft im Leben ist diese Frage nicht pauschal für alle Radreisen zu beantworten. Je nachdem wohin es geht, wie lange ich unterwegs bin und ob neben Übernachtungen in festen Unterkünften auch welche im Zelt mit kulinarischer Selbstversorgung eingeplant sind, kann das sich daraus ergebende Gesamtreisegepäck sehr unterschiedlich ausfallen. Das Gewicht meiner Ausrüstung (ohne Rad) hat auf meinen bisherigen Reisen immer mindestens 8 kg und auf meiner Weltreise bis zu 40 kg betragen (inkl. 12 Litern Wasser & Proviant für mehrere Tage).
Mit dem Rad und Zeltausrüstung in Alaska:
Die nachfolgende Aufteilung in drei verschiedene Gewichts- und Packtaschengruppen macht ein bisschen klarer wie ein das Gewicht zustande kommt und wo sich beim Packen Gewicht einsparen lässt:
1. Leichtgewicht – 2 Packtaschen (bis 12 kg)
Auf kurzen Touren, bei denen ich täglich in festen Unterkünften unterkomme und mich in Restaurants versorge, bin ich meist nur mit 2 Packtaschen (z.B. Ortlieb Back-Roller Classic) am Rad unterwegs. In diesen ist genug Platz für eine zweite Garnitur Radklamotten, Ärmlinge und Beinlinge, eine zivile Garderobe inklusive leichter Schuhe, ein leichtes Fleece, Regenjacke und -hose, Werkzeug (Multitool, Ersatzschlauch, Flickzeug), Landkarte, den Laptop, Kindle (Buch oder Reiseführer), die Kamera mit Wechselobjektiv, Sonnencreme, Zahnbürste und Zahnpasta. Ich fahre mit bequemen SPD-Radschuhen, Radshorts mit Innenhose, Shirt, kurzen Radhandschuhen, Sonnenbrille und -hut.
Wer auf Laptop und Kamera verzichtet und stattdessen nur das Smartphone mitnimmt, spart nochmals Gewicht und dürfte knapp unterhalb von 8 kg Gepäck liegen. Damit fährt es sich nicht nur leichter, sondern man kommt bei Flügen auch in den Genuss, nur den Karton mit dem Rad als Gepäck aufgeben zu müssen; der Rest kommt als Handgepäck mit. Um zu verhindern, dass es im Hinblick auf die obigen Gepäckempfehlungen bei der Sicherheitskontrolle des Handgepäcks Ärger gibt, empfehle ich, die zweite Packtasche flach in den Radkarton zu legen sowie Werkzeug und Sonnencreme am Fahrrad zu befestigen!
2. Mittelgewicht – 2 Packtaschen und Gepäckrolle (12 – 25 kg)
Ich reise inzwischen fast immer mit Zelt, Schlafsack und Isomatte um flexibler zu sein. So kann ich mich auf gute Gelegenheiten zum Zelten einlassen und auch dann entspannt bleiben, wenn es einmal keine Hotelzimmer mehr geben sollte. Freistehende Einmannzelte schützen zuverlässig vor Regen und allerlei Getier, halten auch mal einen Sturm aus und wiegen dabei nur ca. 2 kg (z.B. mein Hilleberg Soulo). Hinzu kommt ein auf die zu erwartenden Nachttemperaturen abgestimmter Schlafsack, eine Isomatte (zum Beispiel „Therm-a-Rest“), ein Schlafsack-Inlay, ein Handtuch und (wer sich diesen Komfort gönnen möchte) ein bequemes Reise-Kopfkissen (Ich habe mir das im dritten Monat meiner Weltreise gegönnt und es sehr zu schätzen gelernt). Für das so zusammengestellte Übernachtungspaket fallen zwischen 3 und 5 kg extra und ein relativ großes Packvolumen an, das dann nicht mehr in die 2 Packtaschen am hinteren Gepäckträger passt. Für mich hat es sich bewährt, diese „Zeltsachen“ zusammen mit einer Kopflampe in einen wasserdichten Sack zu packen (z.B. Ortlieb Rack-Pack) und diesen quer über die am hinteren Gepäckträger befestigten Gepäcktaschen zu schnallen. Auf diese Weise habe ich für eine Übernachtung im Zelt schnell alles griffbereit zusammen und brauche bei Übernachtungen in Hotels den Sack mit den Zeltsachen gar nicht auspacken.
Wer draußen schläft, ist meist auch ein gutes Stückchen von der nächste Versorgungsstelle entfernt. Es gibt daher, abhängig vom Streckenprofil und persönlichen Vorlieben, ein paar Dinge, die meiner Meinung nach auch dann Sinn machen, wenn man nicht plant, große Mahlzeiten zuzubereiten:
a) Ein Gaskocher und ein kleiner Topf, um sich morgens eine heiße Tasse Tee oder einen Instant Kaffee zu kochen während man vor dem Zelt den Blick auf ein wunderschönes Panorama genießt.
b) Ein mechanischer Wasserfilter, um das Wasser aus dem vorbeifließenden Bach gefahrlos trinken zu können und morgens mit vollen Wasserflaschen aufzubrechen.
c) Eine Mütze und eine zusätzliche, warme Jacke oder Weste, die warm hält, wenn man abends noch vor dem Zelt sitzt, um die Sonne untergehen zu sehen.
3. Schwergewicht – 4 Packtaschen und Packsack (+ 25 kg)
Man mag sich fragen, was man denn noch mitnehmen soll, um neben 2 großen Gepäcktaschen und einem Packsack auch noch 2 weitere Gepäcktaschen vorne am Rad sinnvoll zu bepacken und damit auf eine Gesamtzuladung von mehr als 25 kg zu kommen. Gerade Langzeitreisende erreichen diese Zuladung recht schnell, da sie sich öfter selbst versorgen und dabei regelmäßig in Gegenden mit dünner Infrastruktur unterwegs sind. Wer länger unterwegs ist wird auch zwangsläufig in verschiedenen Klimazonen unterwegs sein und entsprechend mehr Kleidung und Ausrüstung mit sich führen. Hinzu kommen Dinge, die gerade Langzeitradler zu schätzen lernen, wie zum Beispiel:
a) Ein Benzinkocher (inklusive Benzinflasche), der es einem erlaubt, auch bei großer Kälte und oberhalb von 3.500 m warme Mahlzeiten zuzubereiten.
b) Laptop und externe Festplatten zur Datensicherung, damit man auch in der Ferne auf einfache Weise mit zu Hause in Verbindung bleibt, seine Erlebnisse niederschreiben und eventuell auch veröffentlichen kann (Blog / Website).
c) Ein zweiter Ersatzschlauch und ein Ersatzmantel, damit es auch nach einer „großen“ Reifenpanne (Ventilabriss bzw. Mantelriss) weitergehen kann.
d) Zusätzliche warme Kleidung wenn die Nächte wieder kälter werden oder wenn die erste Garnitur vom Vortag noch durchnässt ist.
e) Eine Erste Hilfe – Tasche, die man hoffentlich nicht braucht, aber über deren Nichtgebrauch man sich nicht ärgern wird (Siehe auch unter Gesundheit und Fitness)
Eine einfache Grundregel gilt für jede Form der Zusammenstellung der Ausrüstung: Egal wie groß die Packtaschen sind und wie viele man hat: wer sie mitnimmt, bekommt sie auch gefüllt!