Tag 1 – Chiang Rai -> Phrao
(107 km / 669 Höhenmeter)
Wie bei allen Touren in ferne Ländern fühlt es sich erst einmal sehr unwirklich an, als ich gegen 11 Uhr die ersten Tritte auf die Radpedale bringe. Mitschwimmend im Schwarm von etlichen Motorrädern, Tuk-Tuks und Autos verlasse ich die Stadt bei 27°C und Sonne und genieße es, meine Muskulatur langsam auf Betriebstemperatur zu bringen. Am Orteingang kaufe ich mir noch ein batteriebetriebenes Rücklicht, denn soviel ist sicher: ich werde es nicht immer schaffen vor Einbruch der frühen Dunkelheit, die einen hier schon gegen 18 Uhr erwartet, an meinem Zielort anzukommen! Zum Glück habe ich vorne einen leistungsstarken, dynamogetriebenen Scheinwerfer und damit sind die Zeiten von schwachen Batterieleuchten, die mich dann irgendwo im Dschungel im Stich lassen, endgültig vorbei.
Von Chiang Mai aus Richtung Norden
Für die heutige Tour habe ich mir vorab die Route bis zu meiner vorgebuchten Unterkunft bei GoogleMaps angelegt und auf mein iPhone runtergeladen. Auf diese Weise finde ich ohne Umwege auf die Straße 1001, die schon ab Chiang Mai Richtung Phrao ausgeschildert ist. Die ersten 30 km fahre ich auf gerader, mehrspuriger Straße mit recht viel Verkehr. Trotzdem ist das Ganze nicht stressig; es ist mehr ein leichtes Einrollen. Ab km 30 wird es deutlich verkehrsärmer, etwas hügeliger, der Wald nimmt zu und damit ergibt sich immer öfter die Gelegenheit auch im Schatten zu fahren und den heißen, noch etwas gewöhnungsbedürftigen Temperaturen zu entgehen.
Ankunft am kleinen Reishaus
Mit Einbruch der Dunkelheit erreiche ich Phrao und einige Kilometer später meine Unterkunft „Doi Farang Bungalow“. Der Betreiber Michael kommt aus Deutschland, ist vor vielen Jahren nach Thailand gezogen und hat sich hier mit ein paar Reishäusern und einem großen Hof für Bioprodukte einen Traum verwirklicht. Gleichzeitig macht der Hof viel Arbeit, wie er sagt. Er trägt sich mit dem Gedanken zu verkaufen und sich in der Nähe mit einem neuen Haus zur Ruhe zu setzen. Die Rückkehr nach Deutschland ist für ihn jedenfalls keine Option. Ich frage mich, ob das Zurückziehen in die Einsamkeit grundsätzlich geeignet ist das Lebensglück zu vergrößern. Mönchen gelingt das und auch auf meiner Weltreise bin ich Menschen begegnet, die sich zumindest damit auf Dauer arrangieren, den meisten Menschen fällt das Alleinsein doch eher schwer.
Mein kleines Reishaus auf Stelzen (800 THB) ist einfach eingerichtet, verfügt über ein kleines Bad mit Dusche und ein Bett mit brettharter Unterlage. Ich wollte zuerst „Matratze“ schreiben, aber darunter stellen sich die meisten Menschen einen Federungskomfort von mehr als 5 cm vor, was hier unzutreffend wäre. Traditionell bedeutet hier auf Brettern mit einer dickeren Decke zu schlafen 😉
Tag 2 – Phrao -> Wiang Pa Pao
(63 km / 1.286 Höhenmeter)
Am Morgen fahre ich nach dem Frühstück nach Phrao, den nächstgelegenen Ort. Dort decke ich mich mit Bananen und Wasser für die heutige Tagestour ein, denn auf meiner Fahrt durch die Berge solle es keine Versorgungsmöglichkeiten geben.
Steigungen von mehr als 10%
Und die Strecke hat es richtig in sich! Die mehr als 100 km von gestern spüre ich in meinen Beinen als die erste 10%ige Steigung kommt. Da auf den ersten Kilometern kaum größere Bäume den Weg säumen, bin ich der Sonne ausgeliefert und komme kaum nach, meinen Flüssigkeitsverlust durch trinken auszugleichen. Vielleicht hätte ich doch lieber die Alternativstrecke nach Norden nehmen sollen? Je höher ich komme, je mehr entschädigt die Aussicht für die Strapazen der Auffahrt. Die Bäume werden größer, spenden immer wieder Schatten und schließlich geht es auch durch traumhaften Dschungel.
Pause auf 1.280 Metern
Nach 28 Kilometern erreiche ich auf 1.280 Metern einen Kiosk mit angeschlossenem Wohnbereich, der der einzige auf der heutigen Tour durch die Berge bleiben soll. Im Schatten des Überdaches ruhe ich mich aus und begegne dem ersten Krampfansatz mit einem kurzen Dehnprogramm. Zeit für eine ausgiebige Pause! Ich brauche Wasser, Essen und Mineralien! Im Kiosk entdecke ich Eier und Tomaten und obwohl dies hier kein Restaurant ist, frage ich die Dame des Hauses ob sie mir das Ganze auch zubereiten könnte. Kein Problem! Sie schnappt sich die Sachen und verschwindet im Keller, wo ich ihr bei der Zubereitung meines leckeren Omeletts zuschauen darf. Dazu gibt es eine Coca Cola, die mich mit dem nötigen Zucker versorgt und auch ein gutes Mittel für den in den ersten Tagen noch empfindlichen Magen ist.
Weniger ein Hotel als eine Absteige …
Nach einer schönen Abfahrt, vorbei an Reisfeldern erreiche ich mit der Dunkelheit das Dorf Wiang Pa Pao. Touristen scheinen sich hierher nicht zu verirren. Für 300 THB (7,50 EUR) checke ich in das Chaiwarit Hoteel, eine Abstiege mit zweifelhaftem hygienischen Standard ein und freue mich, dass ich einen Seidenschlafsack dabei habe, um diverse Kleintiere auf Abstand zu halten… Zum Glück muss ich nach der Dusche nicht im Zimmer bleiben und finde an der Hauptstraße das gemütliche Janchay-Restaurant, das unter anderem ein phantastisches Green Curry (des extra gereichten Chilis bedarf es nicht…) anbietet. Dazu gibt es Leo-Bier (das entspannt die Muskulatur und stimmt mich entspannt auf die Nacht ein). Warum ich trotz Seidenschlafsack kaum ein Auge zumachen werde (und das nicht am Jetlag liegen wird) und mehr über die weitere Fahrt nach Chiang Rai erfahrt ihr im nächsten Post.