5 Tipps für die Vorbereitung einer Radreise
Auf meinen Touren treffe ich oft Radreisende, die sich auf ihren Touren ausschließlich treiben lassen. Nicht selten sind dies Langzeitreisende, die weder ihre Route planen, noch unterwegs auf Hilfsmittel wie ein Smartphone zurückgreifen, um sich zu orientieren oder gar eine Unterkunft zu buchen. Der Charme auf diese Art zu reisen ist zweifelsohne die damit verbundene Vogelfreiheit.
Für mich persönlich gehört eine gewisse Reisevorbereitung und -planung mit zur Entwicklung der Vorfreude auf meine Reisen. Auch lassen mich vorher verschaffte Kenntnisse über Verkehrsaufkommen, Topografie, das Klima, besondere Sehenswürdigkeiten und die Kultur des Reiselandes die Erlebnisse auf meiner Reise nachher bewusster aufnehmen und erleichtern mir Entscheidungen zur Anpassung der Tour. Die Beantwortung der Frage, wie viel Planung und Vorbereitung die eigene Radreise benötigt, lässt sich zweifellos nur individuell beantworten und ist insbesondere auch von Faktoren wie dem Reiseland, der Tourstrecke, der eigenen Fitness und den persönlichen Erfahrungen abhängig. Wer ein Radabenteuer erleben und sich gleichzeitig überflüssig negative Erfahrungen ersparen möchte, kommt aus meiner Sicht um eine gewisse Vorbereitung nicht herum. Nachfolgend meine 5 Tipps zur Vorbereitung von Radreisen, die sich vorrangig auf Ziele im Ausland beziehen:
1. VISA & Reisedokumente
Wer sich für ein Reiseziel im Ausland entscheidet, tut gut daran sich frühzeitig über die Einreisebestimmungen zu informieren und die aktuellen Entwicklungen im Blick zu halten. Als ich zum Beispiel Anfang 2013 meine Weltreise plante, hatte ich für 2014 eine 6-wöchige Tour durch Tibet eingeplant. Zu meiner Enttäuschung verschaffte China im September 2013 seine Einreisebestimmungen ganz erheblich, so dass ab diesem Zeitpunkt nur noch maximal 4-wöchige Touristenvisa vergeben wurden. Meine Reiseplanung konnte ich glücklicherweise leicht anpassen.
Tipp: Wer durch mehrere Länder reist, sollte sich bei seinem Einwohnermeldeamt einen zweiten Reisepass besorgen. Dies ist recht unkompliziert und bedarf nur einer nachvollziehbaren Begründung, wie z.B. der geplanten Reise durch viele Länder. Ein Vorteil ist, dass auf diese Weise der Reisepass unterwegs zur Beantragung von VISAs verschickt werden kann, ohne dass man in einem fremden Land plötzlich ohne Reisedokument dasteht. Ein anderer Vorteil ist, dass einem z.B. auch die Reise in den Iran erlaubt wird wenn man vorher in Israel war (etwas, was mit einem israelischen Einreisestempel im Reisepass schwierig wird …).
2. Gesundheitsvorsorge
Fern von der Heimat krank zu werden, kann gerade für Radreisende, die abseits der touristischen Strecken unterwegs sind, lebensgefährlich werden. Eine auf das Reiseland abgestimmte Gesundheitsvorsorge gehört daher zu jeder Reiseplanung! In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich den vorhandenen Impfschutz an das Reiseland anzupassen. Die lokalen Gesundheitsämter oder Webseiten wie Fit for Travel geben Hilfestellung bei der Auswahl eines sinnvollen Impfschutzes und eventuell angeratener Stand-by-Medikamente. Dabei empfiehlt es sich, sich möglichst früh um einen passenden Impfschutz zu kümmern, da einige Schutzimpfungen mehrere Impfungen voraussetzen, um den vollen Schutz zu entfalten.
Tipp: Je nach Reiseroute ist bei der Einreise ein spezifischer Impfschutzes nachzuweisen. Als ich 2013 von Ecuador kommend nach Costa Rica einreiste, wurde beim Check-In am Flughafen der Nachweis einer noch wirksamen Impfung gegen Geldfieber verlangt, weil Ecuador gemäß der WHO als Gelbfiebergebiet gilt (siehe aktuelle Liste der World Health Organization). Ohne den Nachweis hätte man mich nicht an Bord des Fliegers gelassen! Es lohnt sich daher die aktuellen Einreisehinweise des Auswärtigen Amtes vor der Abreise gründlich zu lesen und den Impfpass nicht zu vergessen!
3. Die Kultur des Reiselandes verstehen
Die Kultur eines fremden Landes zu verstehen kann ein lebenslangen Lern- und Erfahrungsprozess sein. Möglich ist aber sich vor der Reise ein wenig über die geschichtlichen und kulturellen Hintergründe des Reiselandes zu informieren und damit einen wesentliche leichteren Zugang zum Land zu bekommen. Wer zudem mit dem Rad abseits ausgetretener Touristenpfade unterwegs ist, wird in vielen Ländern auf Einheimische treffen, die über keine Fremdsprachenkenntnisse verfügen und trotzdem sehr gerne mit einem kommunizieren möchten. Wer diesen Begegnungen einen besonderen Wert geben möchte, sollte vorab wenigstens ein wenig die Sprache lernen. Wer das tut, wird es deutlich leichter haben die Dinge zu verstehen und einzuordnen, die einem während der Reise passieren und mit den Einheimischen in einen wertschätzenden Kontakt treten können, der beiden Seiten Freunde bereitet.
Tipp: Die Bücher der Reihe „Kulturschock“ aus dem Reise-Know-How-Verlag geben aus meiner Sicht einen guten Einstieg in verschiedene Reiseländer und Kulturen und verhindern auch, dass man im Gastland von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt 😉
4. Streckenplanung
Vor Kurzem habe ich einen Reisebericht gelesen, bei dem zwei Radfahrer nach mehreren Tagen anstrengender Reise über eine einsame Bergstraße an einer Polizeikontrolle in Tibet feststellten, dass es hier ohne ein spezielles VISUM nicht weiterging. Daraufhin ging es unter Verwünschungen unserer beiden Abenteurer wieder mehrere hundert Kilometer zurück. Ohne Zweifel bereichern solche Erfahrung die eigene Reise aufgrund der empfundenen Intensität des Erlebnisses. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, welche Erfahrungen dabei wertvoll und welche als überflüssig empfunden werden. Persönlich halte ich es gerade für Radreisende für sinnvoll vor der Abreise eine ungefähre Streckenplanung vorzunehmen. Wer auf GoogleMaps einmal die Strecke „abfährt“ und dabei die Geländeansicht aktiviert, bekommt schnell eine Idee davon, ob eine bestimmte Strecke in der zur Verfügung stehenden Reisezeit und unter Berücksichtigung des eigenen Fitnesslevels machbar ist und welche sonstigen Herausforderungen (z.B. Grenzüberquerungen) sich ergeben können.
Tipp: Wer mit einem Smartphone unterwegs ist, kann sich meist schon am Flughafen des Reiselandes für wenig Geld eine lokale SIM-Karte mit einem entsprechenden Datenvolumen besorgen. Diese ermöglicht einem dann unterwegs mit GoogleMaps flexibel Anpassungen der geplanten Route vorzunehmen und gleichzeitig eine Einschätzung davon zu haben, wo man am Tagesende landen wird. Auch Unterkünfte lassen sich auf diese Weise, z.B. durch booking.com flexibel buchen, stornieren und finden.
Unterwegs in Vietnam:
5. Planen, aber flexibel bleiben!
Empfehlenswert erscheint mir eine ausgewogene Kombination von Planung und Freiraum für Abenteuer und spontane Anpassungen. Bei Reisen die von A nach B führen (Gabelflüge) ist es gerade für den Einsteiger mit wenig Kraftreserven hilfreich vorab angemessene Tagesetappen zu planen, die die Attraktionen entlang der Strecke berücksichtigen und dabei auch Zeit für Ruhetage zu berücksichtigen. Die Reservierung von Unterkünften kann sinnvoll sein, wenn man sicher ist, dass man an einem bestimmten Tag an einem bestimmten Ort sein wird (z.B. am Ankunft- und und Abflugtag). Gerade in überfüllten Großstädten mit einem saisonbedingten Mangel an passenden Unterkünften, spare ich mir gerne die stressige und gefährliche Suche im Verkehrschaos und verschaffe mir dadurch Freiräume für das Kennenlernen der Stadt oder für wichtige Besorgungen.
Tipp: Bei aller Planung, die einem auch eine wichtige Vorfreude auf die Reise beschert, sollte man sich nicht sklavisch an die eigenen Pläne halten. Der Schlüssel zum außergewöhnlichen Abenteuer liegt letztlich auch in der Fähigkeit, auf Veränderungen und sich ergebene Möglichkeiten flexibel zu reagieren und die eigene Bereitschaft Pläne auch jederzeit wieder über den Haufen zu werfen, weil sich neue Möglichkeiten ergeben!
Tipps zur Vorbereitung einer Fahrrad-Weltreise gibt es hier.