Tag 3
Wiang Pa Pao -> Charin Resort
(47 km / 221 Höhenmeter)
Als ich mich gestern Abend in mein etwas schmuddelig (man könnte durchaus auch zu drastischeren Beschreibungen neigen …) aussehendes Bett legte, stellte ich mit meinem Seidenschlafsack zumindest sicher, dass mir die eine oder andere Bettwanze erspart blieb. Persönlich ist das Schlafen in solchen Unterkünften für mich ok, wenn es nur darum geht die Nacht ein Dach über dem Kopf zu haben und es eben keine, etwas gefälligeren Alternativen gibt. Gerade wenn ich dafür in landschaftlich wunderschönen Gegenden unterwegs sein kann, nehme ich das gerne in Kauf. Grundsätzlich besteht natürlich immer die Alternative auch mit Zelt, Isomatte und Schlafsack zu reisen; dieses Mal hatte ich mich aber bewusst für das Reisen mit leichtem Gepäck entschieden.
Eine Nacht fast ohne Schlaf …
Schlafen konnte ich in dieser Nacht aber leider trotzdem kaum, denn es stellte sich schnell heraus, dass die Klimaanlage in meinem Zimmer nur die, ohnehin schon sehr warme Luft erwärmte und ein Atmen in dem kleinen Raum zu Qual machte. Das Ausschalten brachte auch kaum Linderung, weil die Luft im Raum stand und ein Ventilator nicht vorhanden war. Also bin ich während der Nacht mehrmals aufgestanden, habe die Türe geöffnet und die frische Luft von draußen mit einem Handtuch in den Raum gewedelt. Irgendwie war die Schlafnettoausbeute dieser Nacht sehr gering und an diesem Punkt wünschte ich mir dann doch ich hätte ein kleines Zelt oder eine Hängematte mitgenommen und draußen geschlafen …
Treffen mit den Lehrern Nok und Tom
Im Lokal von gestern Abend treffe ich beim Frühstück Nok & Tom, zwei thailändische Lehrer. Die beiden sind seit 6 Jahren verheiratet und haben eigentlich Jura und BWL studiert. Weil Tom von weiter weg kommt und es in Wiang Pa Pao keine entsprechenden Jobs gab, haben die beiden eine Sprachschule aufgemacht und scheinen damit sehr zufrieden zu sein. Die Nachfrage für Englischunterricht ist jedenfalls da und qualifizierte Lehrer gibt es, gerade auf dem Land, nur wenige. Mir gefällt die Geschichte, weil die beiden eindrucksvoll zeigen, dass man mit einer Ausbildung nicht auf einen Beruf festgelegt ist und man mit Ideenreichtum und Flexibilität das eigene (und gemeinsame) Leben erfrischend und nährend verändern kann. Beim Abschied erzählt mir Tom noch von seinem Vater, der zusammen mit seinen Kollegen von der Polizei gerade für 20 Tage Mönch geworden ist. Ein solcher Kurzbesuch in Klöstern scheint hier durchaus üblich zu sein.
Tom mit einem Foto von seinem Vater:
Kein Zimmer verfügbar!? Im Regen weiter? …
Da ich heute spät aufbreche, habe ich mir als Ziel der heutigen Tour das nur ca. 60 km entfernt liegende Charin Garden Resort (83 Moo 1, Mae Suai 57180) gesetzt. Die Strecke dahin führt über die Straße 118, ist nur leicht hügelig und landschaftlich aufgrund der Bebauung am Straßenrand nicht ganz so beeindruckend wie die gestrige Tour. Um 17:30 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, erreiche ich das sehr schön an einem Fluss, umgeben von Wald, gelegene Resort. Auf meinen Frage nach einem Zimmer, winkt die weißhaarige, ältere Dame am Tresen gleich mit „Sorry, we are fully booked because its weekend!„ ab. Eine schöne Bescherung, denn es sieht nach Regen aus, Chiang Rai ist noch 50 km entfernt und in wenigen Minuten wird es dunkel sein! Was mich irritiert: ich sehe niemanden, der wie ein Gast aussieht und … wir haben erst Donnerstag! Also hake ich nach. Der sehr gut englisch sprechende Chef kommt hinzu und als ich erkläre, dass die Weiterfahrt bei Dunkelheit für mich keine Option ist, ist dann plötzlich doch ein Zimmer frei! Zum Essen habe ich genau 20 Minuten Zeit, denn gleich würden alle das Gelände verlassen, und die 3 großen Wachhunde würden rausgelassen! Also bestelle ich noch schnell und kann dann noch als einziger Gast auf der großen Terrasse oberhalb des Flusses den Sonnenuntergang genießen.
Das Zimmer (regulär 1.000 THB; für mich netterweise für 500 THB) stellt sich als großzügiger Bungalow heraus, der über eine, über dem Fluss gespannte Hängebrücke erreicht wird. Eine heiße Dusche, frische Handtücher, ein großes Bett und Strom runden den Abend, insbesondere nach der letzten Nacht, angenehm ab. Außer mir scheint niemand auf dem Gelände zu sein. Kaum eingezogen fängt es an zu regnen und ich freue mich, jetzt nicht bei Dunkelheit und Regen Richtung Chiang Rai unterwegs zu sein …
Tag 4
Charin Resort -> Chiang Rai
(47 km / 287 Höhenmeter)
Am Morgen entscheide ich mich heute nur bis nach Chiang Rai zu fahren und dann von dort morgen den Bus bis zur Grenze nach Laos zu nehmen. Hintergrund ist, dass ich lieber noch einen Tag Zeitpuffer für den bergigen Norden von Laos haben möchte, als auf der flachen und nicht ganz so spannenden Strecke bis zur Grenze unterwegs zu sein.
Wenige Kilometer nach dem Charin Resort verlasse ich die Hauptstraße Nr. 118 und fahre danach bis kurz vor Chiang Rai auf einer deutlich ruhigeren Strecke an vielen kleinen Dörfern vorbei. Erst kurz vor Chiang Rai nimmt der Verkehr wieder zu. Am Busterminal 1 bekomme ich die Auskunft, dass der Bus hier morgen früh um 9:30 Uhr abfahren wird. Mit dem WLAN am Busterminal buche ich mir über online ein Zimmer im ganz neuen, schicken und sehr Zentral gelegenen Kanlaya Place (428/5 Jedyod Road, Wiang Mueang, Chiang Rai / 24 EUR). Dann organisiere ich noch eine Schnellreinigung für meine Wäsche, gönne mir eine Massage, um meine Beine etwas aufzulockern und drehe eine Runde über den Nightmarket. Alles für die morgige Abfahrt vorbereitet! Ich freue mich auf Laos!
Tag 5
Chiang Rai -> Huay Xai per Bus
(147 km / 365 Höhenmeter)
Um 9:15 Uhr stehe ich alleine am Terminal 1 und erkundige mich als einziger, potentieller Passagier nach dem Bus nach Huay Xai (Grenzort in Laos).
„There is no Bus to Huay Xai!“ …
Ab hier beginnt eine Odyssee: Zunächst schickt man mich zum Terminal 2, der sich knapp 7 Km außerhalb der Stadt befinden soll. Dann überlegt man es sich kurz anders und schlägt vor, ich solle in die Innenstadt fahren. Nach weiterer Beratung ist man dann doch wieder der Meinung Terminal 2 wäre richtig. Daran beteiligen sich alle vier Thailänder, die an diesem Terminal arbeiten … Wo Terminal 2 genau liegt, kann mir auf der Karte leider keiner zeigen, aber die Richtung ist klar und die Abfahrtzeit: 10 Uhr. Inzwischen ist es 9:30 Uhr … Also springe ich aufs Rad, trete in die Pedale und verlasse den Terminal in der angegebenen Richtung. Mithilfe der Auskünfte netter Thais auf dem Weg erreiche ich nach knapp 5 km tatsächlich den Terminal 2. Zuversichtlich steuere ich einen Schalter an und werde prompt zum Terminal 1 zurückgeschickt! Hier gäbe es keinen Bus nach Laos! Als ich unter Aufbieten aller Beherrschung ruhig darauf verweise, dass man mich von dort bereits hierhin geschickt habe, schickt man mich schulterzuckend zum nächsten Schalter. Dort versichert mir die Dame, dass es hier definitiv keinen Bus nach Laos gäbe; ich sollte ins Zentrum zurückfahren! In Gedanken sehe ich mich schon auf einer 130 km Tour nach Laos, als mich eine Dame von einem anderen Schalter anspricht. Der Bus nach Laos stünde für mich am Bussteig 3 und würde in 10 Minuten abfahren. Jetzt geht alles ganz schnell: Für 220 THB (ca. 6 EUR) bekomme ich ein Ticket und der Fahrer ist auch gleich zur Stelle, um das Rad (ohne Aufpreis) im Bus zu verstauen. Kurz darauf fahre ich mit dem Bus Richtung Laos. Was lehrt uns das?
1) Thailand ist und bleibt chaotisch und Auskünfte sind eher das Ergebnis eines freundlichen Grundansatzes als das Mitteilen von Wissen
2) Die mangelnde Organisation wird oft durch große Hilfsbereitschaft wieder ausgeglichen und führt deshalb auch oft zu einem guten Ergebnis.
3) Stay cool …
Grenzübergang nach Huay Xai
Der Bus ist fast vollständig besetzt und schon nach 2 Stunden erreichen wir die Grenze. Zunächst passieren wir die thailändische Grenzkontrollstelle in Chiang Khong, den letzten Ort vor der Grenze, und bekommen dort gegen Vorlage der „Departure Card“ unseren Ausreisestempel. Danach geht es wieder in den Bus und über die Vierte Thailändisch-Laotische Freundschaftsbrücke, die über den Mekong führt. Auf der anderen Seite in Huay Xai beantrage ich ein Einreisevisum am laotischen Visa-on-Arrival-Schalter. Hier sind zwei Formulare auszufüllen, ein Passfoto und – für deutsche Staatsbürger – 30 US Dollar abzugeben. Die normalen Öffnungszeiten des Einreiseschalters sind täglich von 8–16 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten und an Feiertagen und Wochenenden bezahlt man 1 USD Überstunden-Aufschlag. Wer kein Passfoto hat, zahlt nochmals ca. 1 USD.
Der Grenzposten befindet sich seit dem Bau der neuen Vierten Freundschaftsbrücke im Dezember 2013 übrigens ca. 10 km weiter südlich als zuvor. Zwar gibt es die alte Mekong-Fähren in Chiang Khong noch, die ich vor einigen Jahren selbst noch genutzt habe, doch diese dürfen jetzt nur von Thais und Laoten benutzt werden.
Der Bus hält in Huay Xai am Busbahnhof. Der liegt mehrere Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, so dass am Bahnhof schon Tuk-Tuks darauf warten einen ins Zentrum zu bringen. Ich brauche das natürlich nicht, sondern setzte mich gleich aufs Rad. Da ich keine Ahnung habe, wo auf meiner anvisierten Strecke durch Laos die nächste Unterkunft liegt und es bereits 14 Uhr ist, entscheide ich mich für ein kleines und sauberes Zimmer (100.000 Kip = 11,50 EUR) im Houay Xai Riverside Hotel direkt am Slow-Boat-Pier, von wo morgens die Longtailboote nach Luang Prabang abfahren.
Das Riverside Hotel:
In Huay Xai laufen mir nur paar vereinzelte Touristen über den Weg, obwohl jetzt eigentlich die Hauptsaison sein soll. Auch Einheimische bestätigen mir, dass dieses Jahr ungewöhnlich wenige Touristen hier sind. Lohnenswert ist ein Besuch des Tempels oberhalb der Hauptstraße. Englischsprachige Besucher werden ausdrücklich zum „Monk Chat“, d.h. dem Gespräch mit Mönchen auf Englisch gebeten, da diese begierig sind ihr Englisch zu verbessern.
Ein moderner Mönch beim Checken seines Smartphones:
Da vor mir 2 Wochen in Laos liegen und ich auch unterwegs „online“ sein möchte, besorge ich mir eine Datenkarte für mein Smartphone. Für knapp 8 EUR bekomme ich an einem Handy-Zubehörladen die SIM-Karte von M-Broadband mit einem Datenvolumen von satten 5 GB und einer Gültigkeit von 30 Tagen. Im Gegensatz zu den in früheren Zeiten sehr komplizierten Set-Ups muss ich die Karte nur einsetzen, das iPhone einmal neu starten und schon funktionieren Internet, E-Mail-Empfang, etc. Für mich eine schöne Unterstützung für die Navigation, Kommunikation, Hotelsuche in den kommenden 2 Wochen.