Neuseeland Südinsel

Route: Picton (0 km) – Portage / Queen Charlotte Track (25 km) – Umungata Bay (87 km) – Nelson (170 km) – Kawatiri-Junction (264 km) – Westport (397 km) – Greymouth (501 km) – Hokitika (543 km) – Franz Josef (678 km) – Pine Grove Hotel (738 km) – Haast (825 km) – Lake Hawea (948 km) – Wanaka (973 km) – Queenstown (1.045 km)

Dauer: 15. bis 31. Dezember 2013 (17 Tage)

Gesamtkilometer: 1.045 km

Gesamthöhenmeter: 13.218 hm

Level:                                    +++

Landschaft:                         ++++

Versorgung:                        +++

Budget:                                +++/++++

Zelt/Hotel:                         5/12

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Kurze Länder- und Kulturkunde

Neuseeland besteht aus drei Inseln im Pazifik, wobei die beiden großen Inseln, die Nord- und die Südinsel, durch die nur 23 Kilometer breite Meeresstraße Cookstrait voneinander getrennt sind. Mit knapp 4,5 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von gerade einmal 16 Einwohnern pro Quadratkilometer bietet Neuseeland seinen Einwohnern und Besuchern viel Raum in der gewaltigen Natur, die mit Bergen, Canyons, Gletschern, Seen, Vulkanen, Geysiren, riesigen Wäldern und traumhaften Stränden lockt.

Um das Jahr 750 fand die erste Besiedlung Neuseelands durch Pazifikinsulaner, die späteren Maori, statt. Mehr als 1.000 Jahre später, 1769/70 wurde Neuseeland dann durch den englischen Seefahrer James Cook „entdeckt“, der auf der Nordinsel den Union Jack hisste und das Land für die englische Krone in Besitz nahm. In den folgenden, mehr als 130 Jahren folgten zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen, streitbaren Maoristämmen und den zahlen- und waffenmäßig weit überlegenden Regierungstruppen. 1901 waren von den 816.000 Einwohnern des Landes nur noch 40.000 Maori; die Ureinwohner waren längst zur Randgruppe geworden. Seit 1947 ist Neuseeland unabhängig, die britische Königin ist jedoch weiterhin Staatsoberhaupt.

Das moderne Neuseeland stellt sich offen seiner Geschichte und ist bemüht, den Maori in vielerlei Hinsicht Gleichberechtigung zu gewähren und ihre Kultur nachhaltig zu schützen. So wurde 1987 neben Englisch auch Maori als Staatssprache eingeführt. Das 1998 in Wellington eröffnete, sehr sehenswerte Nationalmuseum Te Papa Tongarewa bietet neben der Darstellung der heimischen Tierwelt auch eine sehr anschauliche Erklärung und Simulation von Erdbeben.

Aufgrund sinkender Einnahmen und gleichzeitig hoher Sozialleistungen und Subventionen erlebte das Land mehrere schwere Wirtschaftskrisen. In den 90er Jahren verkaufte der Staat sogar Staatsbetriebe an amerikanische und japanische Investoren um die leeren Kassen zu füllen. Mit der Zeit avancierte der Tourismus zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Die erfolgreiche Verfilmung der „Herr der Ringe“ – Trilogie durch den Starproduzenten und -regisseur Peter Jackson, der die gewaltigen Landschaften Neuseelands auch in die heimischen Kinos und Wohnzimmer Europas brachte, dürfte auch ihren Anteil an der ungebrochenen touristischen Popularität Neuseelands haben.

Charakteristik der Tour

Nach einem Auftakt im Marlborough Sounds Maritime Park, der mit unzähligen Zeltplätzen, kleinen Inseln und wundervoller Landschaft lockt, liegt der Großteil der Strecke an der sehr dünn besiedelten, spektakulären Westküste der Südinsel Neuseelands (obwohl die Südinsel etwas größer als die Nordinsel ist, lebt hier nur ein Viertel der Einwohner Neuseelands). An der Küste ragen steile Berge in den Himmel, an denen auch im Sommer immer wieder heftige Regenschauer niedergehen, denn hier liegt Neuseelands feuchteste Gegend (mit bis zu zehnfach höherem Niederschlag als z. B. in Christchurch an der Ostküste). Entschädigt wird man durch eine einzigartig raue Natur, Flüsse, Gletscher und Regenwälder, an denen man „auf Tuchfühlung“ vorbeifährt.

Die Strecke lässt sich gut einteilen und verfügt über eine gute Versorgungsinfrastruktur. So gibt es ausreichend feste Unterkünfte, Campingplätze, Restaurants und Möglichkeiten sich mit Proviant zu versorgen. Bis auf ein paar längere, nicht zu steile Anstiege, lassen sich die befestigten Straßen auch mit einem voll bepackten Rad gut befahren (Ausnahme Queen Charlotte Track, siehe Tourbericht). Das Zelten wird einem lediglich durch die zahlreichen Blackflies (eine beißwütige Fliegengattung) verleidet, die insbesondere in den Abend- und frühen Morgenstunden über den Reisenden herfallen und ihn zum Rückzug in sein Zelt zwingen.

Highlights der Strecke sind die Möglichkeiten in Hokitika Einblick in die Bedeutung des Jadesteins für die Maori zu erhalten oder sich in Shantytown in die Zeit des Goldrausches zurückversetzen zu lassen. Für Abenteuerlustige bieten sich Wildwasserrafting auf dem Buller River, Gletscherwanderungen oder ein Sky Dive über dem Franz Josef Gletscher an.

Die richtige Jahreszeit

Neuseeland ist gebirgig und verfügt regional über erheblich unterschiedliche Niederschlagsmengen. Die hier befahrene Westküste hat ganzjährig hohe Niederschläge. Zwar scheint auch oft die Sonne, wenn es aber regnet, dann aus vollen Kübeln. Die Temperaturen sind zwischen Dezember und März am angenehmsten; dies ist auch die Hauptsaison, in der reichlich Touristen ins Land strömen. Trotzdem war es für mich, bis auf die Tage zwischen Weihnachten und Jahresende, nie schwierig auch spontan eine Unterkunft zu bekommen.

An- und Rückfahrt

Als Ausgangspunkt der Tour über die Südinsel habe ich Picton gewählt. Den Hafen im Norden der Südinsel erreicht man in knapp 3 ½ Stunden per Fährboot von Wellington aus. Alternativ kann man auch in knapp 6 Stunden die 340 km per Bus von Christchurch nach Picton fahren. Die Fahrradmitnahme im Bus ist in Neuseeland übrigens recht unproblematisch: man meldet das Rad telefonisch an und man bezahlt eine kleine Extragebühr beim Busfahrer. Es wird nur erwartet, dass man das Vorderrad demontiert und die Kette mit einem Schutz versieht, damit anderes Gepäck nicht beschädigt oder verschmutzt wird.

Ab Queenstown gibt es gute Busverbindungen zu anderen Städten der Südinsel, wie zum Beispiel nach Christchurch. Wer schnell unterwegs sein möchte, dem bietet der Flughafen in Queenstown Direktflüge nach Christchurch, Auckland und mit Jetstar sogar nach Sydney.

Tourbericht:

Tag 1 (15.12.2013)

Wellington bis Portage (Queen Charlotte Track)

25 km / ca. 900 Höhenmeter

Heute Morgen habe ich um 7.30 Uhr in Wellington, auf der Nordinsel Neuseelands, die Fähre bestiegen. Während ich so über die 23 km breite Wasserstraße, die „Cookstrait“ nach Picton, einem Hafen an der Nordküste der Südinsel Neuseelands, fahre, bin ich erfüllt von Vorfreude auf die Südinsel. Hier soll die Natur noch etwas gewaltiger sein als sie es für mich schon auf der Nordinsel war. In meiner Vorstellung handelt es sich bei der Südinsel um eine riesige „Herr der Ringe“ – Kulisse!

Um 11.30 Uhr kommt die Fähre pünktlich und bei strahlendem Sonnenschein in Picton an. Auf der Fähre habe ich Helge kennengelernt, einen jungen Radfahrer aus Deutschland, der gerade sein Abitur gemacht hat und jetzt 6 Monate in Neuseeland verbringe möchte. Wir begeben uns auf geradem Wege zur Touristeninformation im Hafen. Dort wird uns das Highlight der Umgebung empfohlen: Der Queen Charlotte Track. Sie bieten uns ein Buchungspaket mit Bootstransfer bis zum Beginn des Tracks in Camp Bay, Transport des Gepäcks zum Campingplatz, bzw. zu dem 300 m vom Campingplatz entfernten Hotel in Portage (das Gepäck wird von dort auch wieder abgeholt und zurück nach Picton gebracht) und einen weiteren Bootstransfer vom Ende des Tracks in Anakiwa zurück nach Picton an. Das Ganze soll inklusive Nationalpark- und Zeltplatzgebühr NZD 120 / EUR 80 kosten. Ich buche das Paket, weil das Wetter großartig ist, der Track wunderschön sein soll und die Aussicht, mal ohne schweres Gepäck mit dem Rad zu fahren, verlockend ist. Helge entscheidet sich aufgrund seines kleinen Reisebudgets dafür über die Straße bis zum Campingplatz zu fahren. Wir wollen uns am Campingplatz treffen und dann am nächsten Morgen den zweiten Teil des Tracks zusammen fahren.

Der Queen Charlotte Track:

Nun habe ich noch knapp 40 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Taxi-Bootes. Schnell packe ich den Großteil meines Gepäcks in ein Schließfach der Touristeninformation, checke meine Übernachtungstasche am Pier von Cougar-Ferry ein und esse noch schnell in einem nahe gelegenen Restaurant. Pünktlich um 13.30 Uhr legt das kleine, mit 10 Passagieren etwa zur Hälfte belegte Taxi-Boot bei immer noch herrlichem Sonnenwetter ab. Auf dem Weg nach Camp Bay fahren wir etliche weitere Stopps an. Oft sind dies Privathäuser mit eigener Bucht und einem kleinen Steg, über den die Bewohner an- bzw. abreisen.

„The perfect Work-Life-Balance“

An Bord treffe komme ich mit Maggie ins Gespräch. Die 60-jährige erzählt mir, dass sie sich zusammen mit ihrem Mann vor kurzem einen Traum erfüllt habe: Sie seien aus der großen Stadtwohnung in Picton ausgezogen, hätten stattdessen eine kleine Stadtwohnung gemietet und sich hier im Maritime Park, direkt am Meer, ein großes Haus gekauft. Jetzt sei sie jeden Monat 20 Tage zum arbeiten in Picton und 10 Tage hier im Haus am Meer. „It’s the perfect Work-Life-Balance“ sagt sie. Bevor Maggie von Bord geht, dreht sie sich nochmals zu mir um und sagt „Es gibt nur eine Sache, die ich wirklich bereue: Es nicht eher getan zu haben!“. Dann lächelt sie und betritt den Steg der kleinen Bucht mit dem türkisgrünen Wasser.

Ich hänge dem Augenblick noch etwas nach, als das Taxiboot wieder ablegt. Ohne Zweifel klingt die von Maggie dargestellte Lebensgestaltung, gerade auch in der Gegenwärtigkeit des heutigen Sonnentages, geradezu traumhaft ideal. Trotzdem, irgendetwas irritiert mich an dem von Maggie gewählten, modernen Begriff der perfekten „Work-Life-Balance“. Vielleicht ist es die Tatsache, dass das begriffliche Gegenüber von Arbeit und Leben voraussetzt, dass das Leben außerhalb der Arbeitszeit stattfindet bzw. dass die Arbeit eine Zeitphase außerhalb des Lebens ist. Sprachlich gefeiert wird diese Betrachtung im deutschen Arbeitstag mit dem „Endlich Feierabend“. Die auf das gesamte Arbeitsleben angewendete Entsprechung ist der „verdiente Ruhestand“. Gemeint ist damit dann die Zeitphase, in der man nicht endlich mehr arbeiten „muss“ und die Früchte der Arbeit ernten kann. Nicht erst seit Loriots legendärem „Papa ante Portas“ wissen wir, dass diese Phase auch Herausforderungen mit sich bringt.

Wenn Arbeitszeit ausschließlich dem marktwirtschaftlichen Bedürfnis, Geld zu verdienen, dient und sonst keine als sinnstiftend empfundene Lebenszeit ist, dann ergibt sich daraus schon fast zwangsläufig, dass diese als unbefriedigend empfunden wird. Dieser Blick auf die Arbeit erklärt auch, dass Menschen versuchen, die wenigen Stunden, die nach der Arbeit, den wichtigsten Besorgungen, Einkaufen, Hausputz, Schlaf, etc. noch verbleiben unter Zeitdruck endlich mit befriedigenden Inhalten zu füllen. Alles folgt dem Ziel, wenigstens für kurze Zeit ein befriedigendes Leben zu führen, bevor das Leben wieder zur Arbeit wird. Wenig verwunderlich erscheint auch, dass das erstrebte Ergebnis einer „positiven Bilanz“ selten empfunden wird und auch Status-, Lust- und Frustkäufe daran wenig ändern. Weiter verstärkt wird dies durch die tendenziell immer schwerer werdende Trennung von Arbeit und Freizeit aufgrund der sich rasch verbreitenden Möglichkeiten von und Erwartungen an „mobiles Arbeiten“.

„So ist das eben!“ mag man sagen und gleich noch die Plattitüde anführen, dass „Arbeit nun mal keinen Spaß macht“, eine Lehre die Erwachsene Kindern und Heranwachsenden gerne mit auf den Weg geben. Auch ich finde übrigens, dass der Begriff „Spaß“ bei den Anstrengungen und Herausforderungen, die einem der Arbeitsalltag regelmäßig beschert, wohl nicht immer passend sein dürfte. Besser gefällt mir das Ziel, der eigenen Tätigkeit einen Sinn zu geben oder sich eine als sinnvoll empfundene Tätigkeit zu suchen. Wer eine solche Tätigkeit mit einem hohen Anspruch an sich selbst ausübt und daraus, trotz gelegentlicher Tiefpunkte, in der Summe Zufriedenheit erlangt, dürfte sich zu den glücklicheren Menschen zählen.

Für Menschen, die seit ihrem 45. Lebensjahr die Zeit bis zu ihrer Rente nur noch rückwärts zählen, mag dies ein skandalöser Gedanke sein. Nicht selten höre ich die Behauptung, dass es für andere möglich sein mag, einer erfüllenden Tätigkeit nachzugehen, weil diese eben Glück hätten oder in ganz anderen Umständen seien. Für einen selbst sei dieser Idealzustand aber unerreichbar, weil die eigene Beschäftigung zu stressig, zu monoton oder zu anspruchsvoll sei. Oder man verdiene im Vergleich zu anderen nicht genug, befände sich nicht auf der richtigen Stufe der Karriereleiter, der Chef sei nicht der Richtige oder es fehle an anderen Voraussetzungen, bei deren Vorliegen die Arbeit eventuell erfüllend sein könnte. All diesen Punkten und Anforderungen ist nicht zufällig gemein, dass sie sich außerhalb der eigenen Einflussnahme und Verantwortung zu befinden scheinen.

Japanische Hingabe und Identifikation mit der Arbeit

Unzweifelhaft können ungünstige Umstände, Herkunft, finanzielle Ausstattung, gesundheitliche Beeinträchtigungen oder fehlendes Talent im ausgeübten Beruf den im Arbeitsleben empfundenen Erfolg und die eigene Zufriedenheit beeinflussen. Die größte Hürde auf dem Weg zur Zufriedenheit im ausgeübten Beruf dürften wir (abgesehen von Tätigkeiten, die zu wenig Verdienst zum Leben einbringen oder gar menschenunwürdig sind) meist selbst sein. In diesem Zusammenhang haben mich insbesondere einige Japaner beeindruckt, denen ich auf meiner Weltreise begegnet bin. Egal ob es sich um das Zugreinigungspersonal, den Geschäftsführer eines kleinen Spezialitätenhandels, den Karatelehrer oder den Gärtner im Stadtpark von Matsuyama handelte: sie alle drückten eine besondere Hingabe und Zufriedenheit bei ihrer Tätigkeit aus, der ich Deutschland nur sehr selten begegne. Für sie spielt es auch meist keine Rolle, wie lange sie am Ende des Tages arbeiten, da es ihnen darum geht, die zugewiesene oder gewählte Tätigkeit bestmöglich auszuführen anstatt ein Stundensegment abzuleisten.

Das in Japan besonders ausgeprägte Bedürfnis, einen für andere nützlichen und helfenden Platz in der Gemeinschaft einzunehmen, ist für Japaner in ihrer Berufsausübung besonders sinnstiftend. Menschen anderer Kulturen mögen sich andere Ziele setzen, wie zum Beispiel sich im Beruf kontinuierlich weiterzuentwickeln und dort mit Stolz ein echter Experte zu werden. Für mich ist die Einstellung der meisten Japaner zur Arbeit nur ein gutes Beispiel dafür, dass es dem Einzelnen obliegt, der eigenen Arbeit und damit dem Großteil des eigenen Lebens unabhängig von Einkommen, Zeiteinsatz, geografischer Herkunft und konkreter Tätigkeit, einen Sinn zu geben. Die vielen Menschen, denen ich auf meiner Reise begegnet bin (Singles, Verheiratete, Geschiedene, Familien mit Kindern, mit kranken Eltern, Gesunde, Kranke, Junge, Alte, etc.) und die es trotz geringster finanzieller Mittel geschafft haben, ihrem Leben und ihrer Arbeit einen besonderen Sinn zu geben, sind meine persönlichen Helden. Interessant finde ich, dass diese Menschen nie unerreichbare „Superhelden“ sind, die mit unmenschlicher Kraft und Talent ausgestattet sind, wie uns der „Mythos“ glauben machen will. Es sind meist „einfache“ Menschen, die nicht bereit sind, ihr eigenes Leben und ihre Träume zu verraten. Es war nie einfach und oft erzählen sie mir von Jahren der Entbehrung auf ihrem Weg. Aber sie erzählen dies mit Stolz in der Stimme, weil sie ihr Ziel nicht aus den Augen verloren und schließlich erreicht haben. Ich wünsche mir, dass andere, die in ihrer beruflichen Tätigkeit keinen Sinn sehen, sich diese Menschen zum Vorbild nehmen, sich Aufmerksamkeit für die eigene Entwicklung und Wünsche erhalten und den Mut aufbringen, gegebenenfalls neue Wege einzuschlagen. Wer dies tut, kann bewirken, dass Arbeit und Leben keine Gegensätze bleiben und die erfüllende Arbeit (wieder) ein Teil des Lebens wird. Die Suche nach einer besseren „Work-Life-Balance“ erledigt sich dann ganz von allein.

Traumhafte Ausblicke auf den  Maritime Park

Zurück in meine Gegenwart auf dem Taxiboot: Nach einer langen, gemütlichen Tour durch etliche Buchten erreichen wir um 16 Uhr Camp Bay, eine kleine Ansiedlung von Hütten mit einem eigenen Bootssteg. Zunächst schiebe ich mein Rad über eine grobe, steile Piste bis auf knapp 500 Höhenmeter den Berg hinauf. Ich bin soooo froh, dass ich nur „Handgepäck“ dabei habe und der bei der Buchung kurz aufgekommene Gedanke „Ich nehme das Taxiboot und befahre dann den Track mit dem bepackten Rad, damit ich mir die Rückfahrt nach Picton sparen kann!“ zum Glück nie Gestalt angenommen hat. Diese Strecke wäre mit meiner mehr als 35 kg schweren Ausrüstung auf dem Rad eine echte Qual geworden! Die Ausblicke der nun folgenden Tagestour sind umwerfend! In beständigem Auf und Ab geht es auf Schotter und festen Erdpisten durch dichten Wald, unter riesigen Farnen daher und auch oft über den Grat der Halbinsel, so dass ich zu beiden Seiten wundervolle Ausblicke auf den Maritime Park genießen kann.

Ausblick auf den Maritime Park:

Fast 4 Stunden bin ich bereits auf dem Track unterwegs als ich gegen 20 Uhr das Hotel in Cowshed Bay erreiche, wo meine „Übernachtungstasche“ mit Zelt, Isomatte und Schlafsack schon auf mich wartet. Die Küche des Hotelrestaurants signalisiert auf meine Nachfrage, dass man gleich schließen würde und so bestelle ich kurzentschlossen Tagessuppe, Fisch, einen leckeren Nachtisch und Wein aus der Region und mache es mir auf der Terrasse mit einem traumhaften Blick auf die Bucht bequem. Während ich bei lauer Luft den exklusiven Blick auf den Sonnenuntergang genieße, sitzen die Hotelgäste alle drinnen und lassen sich das Abendessen auftischen. Eigentlich müsste man ja annehmen, dass ich nach so viel Zeit in der Natur Sonnenuntergänge nicht mehr schätze und mich eher darüber freue, mal wieder drinnen sitzen zu können. Tatsächlich hat sich mein Bedürfnis danach draußen zu sein nicht verbraucht sondern eher noch gesteigert. Wie gut, dass mir diese Reise viele Möglichkeiten bietet, in der Natur zu sein.

Als ich satt und glücklich um 21 Uhr auf den nur 300 Meter entfernten Übernachtungsplatz rolle, sehe ich gleich das Bike von Helge und daneben sein Zelt. Er schläft bereits tief und fest. Ich baue mein Zelt auf und beschließe den Abend mit einem letzten Blick auf Vollmond und Bucht bevor ich das Mückennetz an meinem Zelt zuziehe.

Tag 2 (16.12.2013)

Portage (Queen Charlotte Track) – Picton – Umungata Bay (62 km)

62 km / 1.255 Höhenmeter

Am Morgen beschließen Helge und ich im Hotel nebenan zu frühstücken. Für mich ist das alternativlos, da ich gar kein Essen dabei habe und es für einen fairen Preis ein gutes Frühstücksbuffet mit grandioser Aussicht auf die Bucht gibt. Für Helge stellt das Frühstück eine luxuriöse Abwechslung zu Toast und Marmelade dar. Umso mehr lässt er es sich schmecken und packt sich, nach höflicher Anfrage beim Kellner, am Ende noch ein Toast mit Käse und Schinken als Wegzehrung ein.

Wie abgemacht wollen wir den zweiten Teil des Queen Charlotte Tracks gemeinsam befahren. Die Strecke ist wunderschön und bietet bei herrlichem Sonnenschein fantastische Ausblicke auf die Bucht. Allerdings muss Helge an einigen Steigungen ganz schön kämpfen, da er, im Gegensatz zu mir, sein gesamtes Gepäck dabei hat. Trotzdem ist er im Grunde mit sehr wenig Gepäck unterwegs, weil er viele Sachen, die mir als Langzeitreisenden wichtig sind, überhaupt nicht dabei hat (z.B. Laptop, Kochsachen und – wie ich später erfahre – auch kein Reparaturwerkzeug oder Ersatzteile). Sogar das Zelt hat er sich erst kürzlich gekauft, weil er merkte, wie schwer es sein kann überdachte, kostenlose und gleichzeitig sichere Schlafmöglichkeiten zu finden.

Am Nachmittag kommen wir an der Endstation des Queen Charlotte Tracks in Anakiwa an. Ich fahre mit dem Boot nach Picton, hole mein Gepäck ab, kaufe ein und fahre dann mit meinem Rad und Gepäck über den Hausberg von Picton wieder zurück. Auf diese Weise sind heute dann doch noch ein paar Höhenmeter zusammen gekommen. Helge hat unterdessen einen entspannten Nachmittag am Bootssteg verbracht. Gemeinsam fahren wir ein Stückchen auf dem Track zurück bis wir den kleinen, idyllischen und leeren Zeltplatz „Umungata“ erreichen, wo wir unsere Zelte am Strand aufschlagen. Als Abendessen gibt es auf meinem Campingkocher zubereitete Nudeln mit Tomatensauce. Ein bisschen erstaunt mich der gepäckminimalistische Ansatz von Helge dann doch: Er hat weder einen Teller noch Besteck dabei!

Tag 3 (17.12.2013)

Umungata Bay nach Nelson

83 km / 1.500 Höhenmeter

Ich wache vom Schreien der Gänse auf, die in kleinen Gruppen majestätisch über das azurblaue Wasser der Bucht gleiten. Es ist noch recht früh als ich aus meinem Zelt klettere und mir auf dem Gaskocher mein Müsli zubereite. Einige Zeit später gesellt sich dann auch Helge zu mir und wir frühstücken gemeinsam.

Der Blick aus dem Zelt am Morgen:

Gestern Abend war Helge auf den letzten Metern zum Übernachtungsplatz die Kette an seinem Rad gerissen. Ersatzteile und Werkzeug hat er nicht dabei. Letztendlich ist das nur konsequent, denn er hat keinen blassen Schimmer, wie man die Kette reparieren könnte, wie er gleich eingesteht … Mir gefällt diese unbekümmerte, jugendliche Zuversicht, dass sich schon alles irgendwie fügen wird. Mich erinnert mich das daran, wie unbekümmert ich auf meinen ersten Touren unterwegs war. Zum Glück für Helge ist in diesem Fall „Bike-Doctor“ Carsten zur Stelle! Ich kürze seine Kette um 2 Glieder und setze sie dann mit Kettennietwerkzeug und einem Extrasplint aus meiner kleinen Werkzeugtasche wieder zusammen. Alles top und Helge ist happy!

Heute soll es nach Nelson gehen. Da ich schon viel früher abfahrbereit bin und anders als Helge durch die Berge fahren möchte, verabschieden wir uns und ich breche alleine auf. Die ersten 20 km geht es über die vielbefahrene Hauptstraße Nr. 6 was mich in meiner Entscheidung bestätigt, die „Abkürzung“ durch die Berge zu nehmen. Im Örtchen Havelock mache ich im Havelock-Hotelrestaurant eine frühe Mittagspause und freue mich nach 2 Tagen Abstinenz wieder über Internetzugang. So kann ich für den Abend gleich meine Backpacker-Unterkunft in Nelson buchen und mir die Wegbeschreibung zur Unterkunft runterladen. Außerdem schaue ich mir an, was mir GoogleMaps in der Einstellung „Radfahrerrouting“ als Route nach Nelson vorschlägt. Tatsächlich scheint es den von mir auf der Papierkarte ausgemachten Weg durch die Berge zu geben. Als ich einem älteren Einheimischen von meinem Vorhaben erzähle, schaut er mich zweifelnd an, schüttelt den Kopf und meint, dass es dort kaum ein Durchkommen geben würde. Er spricht von riesigen Steinen auf dem Weg … „Naja, so schlimm wird es wohl nicht werden!“, denke ich zu diesem Zeitpunkt noch …

Dann geht es für mich weiter. Nach weiteren 17 km kann ich an der Pelorus Bridge (Brücke) endlich die stark befahrene Hauptstraße verlassen. Meine Wegbeschreibung zeigt mir an, dass hier die Nebenstrecke durch die Berge beginnt. Die ersten Kilometer rolle ich auf dem feinschottrigem Weg sehr entspannt dahin. Kein Auto weit und breit! So muss Neuseeland sein! Nach knapp 15 km dann die erste kleine Überraschung: Ein großes rotes Schild signalisiert, dass die Zufahrtstrasse über den Berg (aus welchen Gründen auch immer) gesperrt ist. Jetzt den ganzen Weg wieder zurück? Ich entscheide mich, weiter zu fahren. Mit meinen Rad werde ich da schon durchkommen!

Traumhafte Nebenstrecke durch Neuseeland:

Die Strecke wird steiler und steiler und dann habe ich meinen ersten platten Hinterreifen in Neuseeland. Unangenehme Begleiterscheinung während des Wechsels: Dutzende von (weiblichen) Sandflies (Sanfliegen), oder richtiger „Blackflies“ (Austrosimulium ungulatum) setzen sich auf meine Beine, beißen kleine Löcher in die Haut und schöpfen dann Blut als Nahrung für ihre Brut ab. Die Narben sehe ich mehr als 10 Tage später immer noch!

Immer wenn ich denke, dass der Aufstieg gleich endet und die Strecke sicherlich bald etwas weniger beschwerlich sein wird, belehrt mich der Berg eines Besseren. Die mir heute Mittag angekündigten großen Steine sind hier überall und immer öfter geht es nur noch schiebend voran! Schließlich komme ich erschöpft auf knapp 800 Meter Höhe an einer kleinen Kreuzung an. Für den Weg geradeaus gibt es wieder Verbotsschilder und eine dickes Stahlseil mit einem noch dickeren ABUS-Schloss mit dem beeindruckenden Namen „Rock“. Umkehren kommt jetzt natürlich nicht mehr in Frage! Also hebe ich das Rad über die Absperrung und hinab geht es über irrsinnig steile Geröllpisten, durch dichten Wald und vorbei an einsamen Seen. Auf dem letzten Stück ist die Strecke dann wieder asphaltiert und die Straße führt in vielen Schleifen an einem Fluss entlang, der sich ins Tal nach Nelson hinunterwindet. Hier wurden übrigens die Flussaufnahmen des letzten Hobbit-Films gedreht, bei denen die vor den Orks flüchtenden Hobbits und Zwerge in Weinfässern den Fluss hinabtrieben.

Um 20:30 Uhr erreiche ich schließlich Nelson und das „Prince Albert Backpackers„, wo ich in mein kleines Einzelzimmer einchecke. Gruppenzimmer mit Etagenbetten, auch mir noch bekannt von Klassenfahrten (sogenannte „Dorm Rooms“) sind nicht mein Ding und waren es bei ehrlicher Betrachtung auch nie; da schlafe ich lieber im Zelt…. Damit ich noch etwas zu essen bekomme, bringe ich schnell die Packtaschen in mein Zimmer und laufe dann mit Radsachen sofort in Richtung empfohlenes Restaurant / Pub „Sprig & Fern„. Zu meiner Freude gibt es dort zum Essen auch einen leckeren Rotwein aus der nahe gelegenen Marlborough Region. Ein schöner Abschluss einer ereignisreichen, wenn auch ohne Zweifel sehr beschwerlichen Tagestour!

Tag 4 (18.12.2013)

Nelson

Nach meiner gestrigen, sehr späten Ankunft in Nelson gönne ich mir heute einen Ruhetag. Als ich um eine Nacht verlängere, erzählt mir der junge Besitzer des „Prince Albert Backpackers„, dass einer seiner radfahrenden Gäste letztes Jahr seinen Aufenthalt auf 6 Monate verlängerte. Ok, gut! Das beruhigt! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen diesen „faulen Tag“ einzulegen! Alles eine Frage der Perspektive …

Den Tag verbringe ich mit einer Wanderung auf den Hausberg, zum „Mittelpunkt Neuseelands“, von welchem aus man einen phantastischen Ausblick über die Stadt hat. Auf dem Weg dahin werde ich daran erinnert, dass Weihnachten vor der Tür steht: Im grünen Park am Fuß des Berges teilt Santa Claus Geschenke an kleine Kinder aus. Mit seinem dicken, warmen Wintermantel sitzt er in der Mittagshitze auf einer Bank und fragt sich schwitzend sicher auch, warum sich Santa für die Geschenkausgabe in wärmeren Gefilden kein anderes Kostüm zugelegt hat.

Der Rest des Tages ist ausgefüllt mit einem Spaziergang durch die mit Luxusvillen besetzten Hügel der Stadt, einer Runde durch den schönen, japanischen Garten, den Kauf eines langärmligen Shirts mit einem LSF von +50 (um während des Bikens gut gegen die intensiven Sonnenstrahlen Neuseelands gerüstet zu sein), einem Barbecue in meiner Unterkunft und einem abschließenden Kinobesuch der „Hunger Games“.

Tag 5 (19.12.2013)

Nelson nach Kawatiri-Junction

94 km / 1.430 Höhenmeter

Erst spät breche ich an diesem Morgen auf. Die Pause hat mir und meiner Muskulatur gut getan. Über eine ehemalige Eisenbahnstrecke, die nun einen sehr ebenen Radweg abgibt, lässt es sich entspannt aus Nelson herausfahren. So rolle ich ohne jeden Straßenverkehr zunächst bis nach Richmond und mache dann in einem Cafe mit wunderschönem Garten („Abbey Bar & Garden“) eine lange Mittagspause.

Als ich um 15 Uhr wieder aufbreche, führt mich auch der weitere Weg zunächst über Radwege, durch Weinfelder und über eine Schwingbrücke. Dann geht es auf die nur mäßig befahrene Landstraße. Von nun an geht es beständig bergauf, mit teilweise richtig giftigen Steigungen, so dass ich am Ende des Tages fast 95 km und über 1.400 Tageshöhenmeter auf dem Tacho habe. Als ich mit dem einsetzenden Regen auf den kostenlosen, staatlichen Campingplatz Kawatiri-Junction rolle, fallen mir sofort einige wild gestikulierende Besucher auf. Diese extensive Aktion ist den Blackflies geschuldet, die hier in großer Zahl das Blut ihrer Besucher schlürfen. Die Viecher sind so lästig, dass ich mich entscheide, meine Nudeln mit Tomatensauce auf dem Gaskocher im Zelt zu kochen. Dies ist übrigens ein gewaltiger Vorteil des gut dosierbaren Gaskochers gegenüber dem schwer dosierbaren und eindeutig nicht für den Betrieb im Zelt verwendbaren Benzinkocher!

Blackflies belagern mein Zelt:

Tag 6 (20.12.2013)

Kawariri Junction nach Buller River

113 km / 935 Höhenmeter

Als ich aufwache hat sich das Wetter zum Glück deutlich verbessert, so dass ich das Zelt in der Sonne trocknen kann. Auch sind die Blackflies in der Sonnenhitze viel weniger aktiv so dass ich sogar außerhalb des Zeltes in der Sonne frühstücken kann. Das Insektenspray auf meiner Haut scheint auch seinen Dienst zu tun.

Dann geht es weiter, immer den Buller River entlang. Unterkünfte sehe ich auf dem heutigen Weg so gut wie keine. Die, die ich sehe, sehen geschlossen aus und / oder stehen zum Verkauf. Die Aussage der Bewohner Neuseelands, wonach die Anzahl der mit dem Auto reisenden Touristen stark abgenommen hat, findet sich hier bestätigt. Die Anzahl derjenigen, die unabhängig per Wohnmobil unterwegs sind, hat sich dagegen wohl deutlich erhöht.

Nach einigen Kilometern mache ich bei dem Café „Animal Park“ Halt. Dort gibt es leckeren Cappuccino und Quiche. Während ich entspannt in der Sonne sitze, laufen einige der Bewohner des Animal-Park vorbei: ein Pfau und eine Entenfamilie.

Die weitere Fahrt durch die Berge, immer am Fluss entlang, ist wunderschön. Ab 18 Uhr fange ich dann an, nach einer Unterkunft für die Nacht Ausschau zu halten. Am Ende entscheide ich mich, an einem Hinweisschild für Angler abzubiegen und über einen Schotterweg ans Flussufer hinunter zu fahren. Dort entdecke ich einen unberührten Sandstrand, an dem ich mein Zelt aufschlage. Leider wird die Idylle auch hier durch den Überfall von Hunderten Blackflies getrübt, so dass ich mein Essen wieder im Zelt koche und mich nach einem kurzen abschließenden Spaziergang am Ufer in mein Zelt zurückziehe. Da es eine klare Nacht ist, lasse ich das Außenzelt offen und schließe nur das Mückennetz.

Tag 7 (21.12.2013)

Buller River nach Westport

20 km / 133 Höhenmeter

Es war herrlich in der Nacht das Rauschen des Flusses zu hören und dazu das Singen der Vögel in den frühen Morgenstunden. Von der oberhalb liegenden, kaum befahrenen Straße, ist kein Laut zu mir vorgedrungen. Die Blackflies verleiden mir jede Lust auf ein gemütliches Frühstücken vor dem Zelt, so dass ich vor der Abfahrt nur schnell einen Müsliriegel esse. Leider habe ich auch kein Wasser mehr. Ich filtere etwas Wasser aus dem Fluss, trinke dann aber trotzdem nur wenig, weil es seltsam riecht …

Bis Westport sind es nur knapp 20 km, so dass ich früh im Brick Oven Café frühstücken und über das WLAN noch mit Anita skypen kann. Meine Wetter-App zeigt für heute Dauerregen und der Blick auf die sich nähernde dunkle Wolkenfront lässt keine Hoffnung auf eine schnelle Wetterbesserung aufkommen. Ich entscheide, trotz des eingeschränkten Charmes dieses Städtchens, einen Wasch- und Datensicherungstag (Sichtung und Sicherung von Fotos / Videos auf 2 externen Festplatten, Aufräumen des Laptops und Versuch, Fotos und Videos von einer defekten SD Karte zu retten) einzulegen. Für EUR 32 beziehe ich im „TripInn Hostel“ ein einfaches Zimmer mit Gemeinschaftsbad und mache mich gleich an die Arbeit. Auf diese Weise geht der regnerische Tag schnell vorüber, ich kann alle Daten sichern und packe schon abends meine frisch gewaschene Wäsche in meine Packtaschen. Den Abend beschließe ich mit einem Besuch einer Bar, in der ein kleines Konzert stattfindet. Das halbe Dorf ist dazu, teilweise in Weihnachtskostümen, auf den Beinen, so dass die Stimmung recht gut ist.

Tag 8 (22.12.2013)

Westport nach Greymouth

104 km / 1.275 Höhenmeter

Nach dem gestrigen, sehr regnerischen Tag scheint heute wieder die Sonne. Ich frühstücke in einem hübschen, neu eröffneten Café auf der Hautstraße von Westport. Per E-Mail bekomme ich die Nachricht, dass mein Ende September von San Francisco aus an mich selbst verschicktes Paket mit Dingen, die ich auf meiner weiteren Tour nicht mehr brauchen würde, nach einem Umweg über die Ostküste der USA, nun in den Fängen des deutschen Zolls (von Schwarzarbeitern auch liebevoll „Zollies“ genannt) ist. Der Zoll moniert, dass von außen keine Rechnung am Paket klebte und fordern umgehend zur Abholung in Köln-Wahn auf, sonst würden sie das Paket zurückschicken …!? Ein Anruf von Anita und eine E-Mail von mir können zur Klärung beitragen und nach knapp 3 Monaten wird das Paket wohl nun bald bei mir in Köln ankommen. Ich betrachte dies als ein Art Weihnachtsgeschenk; allen Reisenden, die planen, auf ihrer Reise gelegentlich Gegenstände nach Hause zu schicken, sei gesagt, dass es zu gewaltigen Verzögerungen kommen kann.

Die etwas über 100 km bis nach Greymouth führen mich den ganzen Tag die Küste entlang und geben immer wieder Blicke auf wunderschöne, riesige Buchten mit schroffem Gestein frei, in denen gewaltige Wellen anschlagen. Mit fast 1.300 Höhenmetern ist die heutige Tour wahrlich keine flache Strecke und fordert den Tourenradler an einigen Stellen mit kurzen, steilen Anstiegen. Zum Glück gibt es fast immer einen Seitenstreifen und der Verkehr hält sich auch in Grenzen.

In der Punakaiki Tavern in Punakaiki esse ich im blumenreichen Garten zu Mittag und überfresse mich an den käsereichen Nachos. Nicht gerade eine leichte Mahlzeit für den sportlich aktiven Reisenden … Ein paar Kilometer weiter schaue ich mir auf einem kleinen, 15-minütigen Rundgang (die Nachos mit Käse liegen wie Blei in meinem Magen…) die sogenannten Pancake Rocks an. Die Natur hat hier in einem Millionen von Jahren andauernden Verwitterungsprozess Gesteinsschicht um Gesteinsschicht aufeinander gelegt, die (vor allem für hungrige Gemüter mit Phantasie) aussehen wie ein Stapel Pfannkuchen und so zur Namensgebung geführt haben.

Am Abend erreiche ich Greymouth, die größte Stadt der Westküste. Auch sie kann, wie fast alle Städte der Westküste, auf eine erfolgreiche Zeit als Goldgräberstadt zurückblicken (ca. 1860). Später hat auch hier die Kohle das Gold als neue Quelle für Arbeit und Geld abgelöst. Die Stadt selbst hat recht wenig Charme, wenn man von dem originellen Gasthaus „Noah’s Ark Backpackers“ absieht, einem ehemaligen Kloster, in dem die einzelnen Zimmer liebevoll Zebra, Elefant, etc. genannt werden und ganz im Geiste des jeweiligen Tieres phantasievolll ausgestattet sind. Hier steige ich ab und bekomme das „Zebra“ zugewiesen.

Tag 9 (23.12.2013)

Greymouth nach Hokitika

42 km / 147 Höhenmeter

Während ich morgens in der Gemeinschaftsküche von Noah’s Ark mein Müsli zubereite, entnehme ich dem Wetterbericht, dass es am morgigen 24.12. den ganzen Tag regnen soll. Die Vorstellung, Weihnachten im Regen die Küste entlangzufahren, übt wenig Reiz auf mich aus. Ich habe das Gefühl, mir zu Weihnachten etwas gönnen zu dürfen und entscheide, heute nur noch 42 km bis nach Hokitika zu fahren und dort morgen einen weiteren Entspannungstag einzulegen. Hokitika soll ein charmantes Kleinstädtchen sein und so buche ich für 2 Nächte das im Reiseführer hochgelobte Beachfront Hotel in Hokitika.

Vor meiner Abfahrt möchte ich mich einmal wieder meiner weiteren Tourplanung annehmen und fahre dazu ins nahe gelegenen DP-One Café (104 Mawhera Quay), wo ich für 1 Dollar eine Internetflat bekomme und mich bei einem Cappuccino an meinen Laptop setze. Meiner Tourplanung widme ich mich meist etappenweise, um die richtige Mischung von Flexibilität und Festlegung zu erreichen. Das klingt einfacher als gesagt, denn während es immer mehr Informationen, vor allem im Internet gibt, wird es immer schwieriger, diese Informationen angemessen für die eigenen Bedürfnisse zu filtern, um nicht Ewigkeiten mit der Recherche zu verbringen. An diesem Morgen brauche ich jedenfalls nicht lange um festzustellen, dass ich bis zu meinem Abflug nach Sydney / Australien zu wenig Zeit habe, um die gesamte Südinsel Neuseelands zu befahren. Ich entscheide mich nicht weiter südlich als Queenstown zu fahren. Auf diese Weise werde ich einige Attraktionen auf dem Weg mitnehmen können, weiterhin Zeit für gelegentliche Ruhepausen haben, Silvester in Queenstown verbringen und vor allem viel von der gewaltigen Berglandschaft der Westküste zu sehen bekommen!

Wiedersehen mit Tom und Susi!

Und dann traue ich meinen Augen nicht: Draußen vor dem Café halten zwei Radfahrer mit ihren vollgepackten Rädern und mustern interessiert mein Rad. Sie schauen sich fragend an, gehen dann mit erwartungsvollem Blick ins Café und werden von mir schon an der Tür empfangen. Es sind Tom und Susi aus Oregon! Ende August hatte ich die beiden mit ihren Bikes in Whitehorse / Kanada getroffen und jetzt laufen wir uns hier über den Weg! Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen und können diesen Zufall kaum fassen! Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, sich am anderen Ende der Welt in einem Café zu begegnen? Wir sitzen knapp eine Stunde zusammen und haben uns viel zu erzählen. Dann geht es für die beiden weiter. Sie müssen ihren Zug bekommen, der sie mit den Rädern zurück nach Christchurch bringen wird, wo sie die Weihnachtsfeiertage verbringen möchten. Wir verabschieden uns herzlich und mit der wechselseitig ausgedrückten Zuversicht, dass wir uns bestimmt wiedersehen werden!

Dann breche auch ich auf. Die Straße bis nach Hokitika ist wieder wesentlich stärker befahren und auch landschaftlich nicht sonderlich beeindruckend. Recht flach geht es dahin und so bin ich einfach nur froh, das Beachfront Hotel schnell zu erreichen. Das Zimmer ist umwerfend, ganz modern und großzügig mit hoher Decke. Vom verglasten Balkon im 2. Stock habe ich einen Panoramablick auf das nur ca. 50 Meter entfernte Meer! Hier werde ich sehr gerne 2 Nächte bleiben und Weihnachten verbringen. Quasi mein Weihnachtsgeschenk an mich!

Tag 10 (24.12.2013)

Hokitika

Wie vorhergesagt regnet es den 24.12. den ganzen Tag über in Strömen und ich freue mich, jetzt nicht in einem Zelt oder auf dem Rad zu sitzen. Stattdessen beginne ich den Tag mit einem Besuch im Hokitika Museum. Im Museum werden die Goldgräberhistorie der Stadt und die Bedeutung des grünen Jadesteins für die Maori anschaulich darstellt. Als ich später in einem der vielen Läden lande, in dem die Jadesteine angeboten werden, denke ich kurz darüber nach, einen der grünen Steine als Andenken zu erwerben. Dann verwerfe ich den Gedanken wieder. Wo würde der zu Hause landen? Genau!

Dann kaufe ich mir zum Weihnachtsfest ein paar neue Radhandschuhe (jene, die ich in Anchorage gekauft habe – meine Güte, kommt mir das lange her vor!! – sind endgültig verschlissen).

Abends gönne ich mir im Hotelrestaurant das 3-Gänge Weihnachtsmenü inklusive der Spezialität Whitebait (kleine transparente Fische). Den Tag lasse danach mit Wein, Käse und Skypetelefonaten mit der Familie ausklingen. Zu diesem Anlass habe ich mir sogar extra eine Nikolausmütze besorgt 😉

Tag 11 (25.12.2013)

Hokitika nach Franz Josef

135 km / 1.109 Höhenmeter

Nach 2 Tagen Luxusunterkunft am Meer checke ich morgens aus und begebe mich wieder auf die Reise. Ich habe mir vorgenommen, heute die fast 140 km nach Franz Josef in einem durchzufahren, weil das Wetter in den kommenden Tage schön werden soll und ich in Franz Josef zwei Nächte bleiben möchte. Der Name „Franz Josef“ kommt übrigens von einem österreichischen Entdecker, der im Jahre 1865 den Gletscher erstmals erforschte und ihm den Namen des damaligen österreichischen Königs gab. Die englische Krone hatte die Westküste erst kurz vorher – 1860 – von den Maori erworben.

Nur 10 km später stelle ich mein Vorhaben in Frage. Der Wind bläst mir mit voller Kraft, aus Süden kommend, ins Gesicht und reduziert meine Geschwindigkeit – auch bei ebener Straße und ordentlichem Tritt in die Pedale – auf knapp 13-15 km/h. Ich habe im YHA-Backpacker in Franz Josef ein Zimmer gebucht und 20-21 Uhr als Ankunftszeit anvisiert. Das dürfte schwierig werden … Die ersten 50 km bleibt der Gegenwind konstant und zehrt an meinen Nerven. Glücklicherweise ist die Strecke recht flach und es sind nur wenige Autos unterwegs.

Ab ca. Kilometer 50 wird die Landschaft attraktiver und es wird deutlich bergiger. Ein paarmal regnet es und ich muss in meine Regenschutzausrüstung schlüpfen. Die Straße wird jetzt von saftigem Regenwald gesäumt, der sich rechts und links der Straße aufbäumt und einen windstillen Korridor für mich bildet. Je mehr ich mich Franz Josef nähere, umso wilder wird die Landschaft. Immer wieder überquere ich gewaltige Flüsse, gefüllt mit milchig-weißem Gletscherwasser.

Trotz der Berge komme ich immer besser voran und erreiche die YHA Unterkunft dann doch noch vor 21 Uhr. Am Empfang klebt ein Briefumschlag mit meinem Schlüssel. Ich beziehe schnell mein Zimmer und sitze schon kurze Zeit später mit einem Bärenhunger im einzigen, noch geöffneten Restaurant von Franz Josef, um mich am „Weihnachtsbuffet“ zu laben.

Tag 12 (26.12.2013)

Franz Josef

Als ich am Morgen die Vorhänge meines Zimmers aufziehe, blicke ich auf die Berge und einen wolkenfreien, blauen Himmel. Ein perfekter Tag für eines der vielen Freizeitangebote von Franz Josef, das mit Helikopterflügen, Gletscherwanderungen, Skydive u.v.m. lockt. Ich entscheide mich für heute für einen Helikopterflug über den Gletscher. In buche den Flug direkt über meine Unterkunft und bekomme sogar noch einen kleinen Preisnachlass (NZ 280 statt NZ 300).

Pünktlich und seidenweich hebt am frühen Nachmittag der moderne Helikopter vom Boden ab und fliegt uns zum Franz Josef Gletscher, wo wir für ein paar Fotos kurz landen. Danach geht es über den Fox Gletscher und anschließend wieder zurück zum Startpunkt in Franz Josef. Ein super Erlebnis und mein erster Helikopterflug seit der Bundeswehr!

Und dann tue ich es: Am Abend buche ich für den nächsten Morgen einen 60 Sekunden dauernden Skydive, d. h. den freien Fall aus einem Flugzeug (mit einem Instruktor, an den ich „gekettet“ werde) aus 15.000 Fuß / 4.572 m. Oje …. Danach gönne ich mir im hervorragenden Restaurant „Alice May“ leckeren Fisch, Mousse und Wein (das Essen ist dort um Welten besser als im populären „Landing Restaurant“ an der Hauptstraße). War dies mein „Last supper“?!

Tag 13 (27.12.2013)

Franz Josef nach Pine Grove Motel

60 km / 851 Höhenmeter

Mein erster Gedanke beim Aufwachen um 8:00 Uhr gilt meinem heutigen Vorhaben. In knapp 2 Stunden soll ich am Skydive-Shop sein. Dort soll ich eine kurze Einweisung bekommen, mit dem Flieger auf 15.000 Fuß aufsteigen, die Tür öffnen, rausspringen und dann 60 Sekunden den freier Fall erleben! Irgendwie fühle ich mich gerade nicht besonders mutig…

Als ich die Vorhänge vor den Fenstern meiner Unterkunft zurückziehe ist das mulmige Gefühl erst einmal vergessen. Die Sonne scheint und kein Wölkchen ist zu sehen! Kaiserwetter! Kurze Zeit später stehe ich in der Küche des Backpacker Motels. Das kostenlose Frühstück umfasst Cornflakes, weißes Toastbrot und Marmelade. Nein, danke! Ich werde den heutigen Tag doch nicht mit einem schlechten Frühstück beginnen! Im Supermarkt finde ich frisches Körnerbrot, Mehrkornmüsli, frische Blaubeeren, O-Saft und Honig! DAS ist ein Frühstück! 🙂 Die Begeisterung für ein kerniges Frühstück scheint etwas typisch Deutsches zu sein, wie mir ein Mädel beim Frühstück dann auch sofort mit einem anerkennenden Blick auf mein Körnerbrot bestätigt. „You are German, right!?“, stellt sie eher fest, als dass sie fragt.

Um 10 Uhr stehe ich mit einigen anderen Wagemutigen im Skydive-Shop. NZD 339 für den Sprung plus NZD 150 für eine DVD mit den Filmaufnahmen vom eigenen Sprung. Eine Menge Geld! „Macht man ja nicht jeden Tag!“, tröste ich mich! Dann werden wir, eine in zwischen auf 12 Teilnehmer angewachsene Gruppe, zu einem nahegelegenen Flughafen gefahren. Dort schlüpfen wir in sehr professionell aussehende rot-weiße Overalls. Ich bin einer von 3 Tandemspringern. Jeder Tandemspringer wird vor dem Absprung an einen Instruktor gekettet, der dann für das Auslösen des Schirms, die Filmaufnahmen und die Landung verantwortlich ist. Während ich in ein Geschirr steige, welches ich von der Art her schon vom Paragliding her kenne, stellt sich mir mein Instruktor Stuart vor. Dann bekommen wir eine Schnelleinweisung. Im Wesentlichen: Die Tür des Fliegers wird auf über 4.000 Metern aufgemacht, auf den Rand setzen, Schwung holen, springen, ins Hohlkreuz gehen und Beine leicht anwinkeln! Den Rest macht der Instruktor! Klingt einfach … Dann steigen wir, bzw. zwängen wir uns in den kleinen, gelb-orangen Flieger älteren Baujahrs, der kurze Zeit später mit einem deutlichen Brummen abhebt.

Nach ein paar Minuten sind wir so hoch, dass wir Sauerstoffmasken aufsetzen müssen. Im Flieger habe ich das schon hundertfach in den Sicherheitsfilmen gesehen, jetzt habe ich es auch mal selbst gemacht! Während ich die Sauerstoffkappe über Mund und Nase presse gurtet sich Stuart an mich. Er fragt mich, ob ich ihm vertraue. Da Stuart währenddessen weder weint noch Dinge murmelt wie „I am soooo depressed“ oder „I hate my life“ gebe ich ihm den Vertrauensvorschuss! Trotzdem lasse ich mir zeigen, wo sich sein Fallschirm auslösen lässt, denn ich habe ja gar keinen. Aha, an dem Golfball an der linken Seite ziehen! Gut zu wissen! Das mir gegenüber sitzende, sehr professionell aussehende Mädel mit der blauen Brille nickt mir aufmunternd zu. Sie versteht mich …

Dann geht alles ganz schnell. Sauerstoffmaske runter, Ledermütze und Klarsichtbrille auf (mein Outfit ist überhaupt nicht cool!) und schon wird links von uns die ganze Wand des Fliegers zur Seite geschoben. „OH, NEIN … !!!!!! DA IST EIN RIESIGER, TIEFER ABGRUND!!!“ Der Erste stellte seine Füße raus, lässt diese baumeln und dann schubst ihn sein Instruktor auch schon nach vorne hinaus. Das junge Mädel mit der blauen Brille springt einfach hinterher und dann bin auch ich schon dran. Jetzt schlägt mir das Herz doch bis zum Hals! Man springt einfach nicht aus einem Flugzeug! Meine Beine baumeln über dem Abgrund. Wir holen Schwung und … schon bin ich draußen und im freien Fall! 1-2-3 Sekunden, dann bin ich in einer stabilen Lage und merke zu meiner Beruhigung, dass Stuart noch an mir klebt. In den ersten Sekunden spüre ich einfach nur die irrsinnige Geschwindigkeit mit der wir nach unten rauschen und wie mein Anzug im Wind flackert. Dann fange ich berauscht an, den Blick auf den Gletscher, den Gipfel des Mount Cook und zuletzt auf die immer grüner werdende Landschaft und das türkis-blaue Meer zu genießen. Mein Gefühl für die Zeit ist gänzlich verloren und so bin ich überrascht zu spüren, dass Stuart die Leine zieht. Das Ganze fühlt sich an wie eine Vollbremsung bei voller Fahrt! Von jetzt an geht es mit dem Paraglide-Schirm und in gemächlicherem Tempo weiter. Ich darf die Steuerung übernehmen und auch ein paar schnelle, enge Kreise fliegen (vor mehr als 10 Jahren habe ich in einem einwöchigen Kurs sogar mal einen Paragliding-Schein am Vorarlberg erworben; danach bin ich nie wieder geflogen). Kurze Zeit später landen wir auf einer Wiese neben der Startbahn. Alles in allem: Ein sagenhaftes Erlebnis!

Dann kommt die Beichte von Stuart: Er hat versehentlich keine Aufnahme von meinem Flug im freien Fall gemacht… Am Ende bekomme ich wenigstens ein paar Aufnahmen von der Phase vor und nach dem Flug. Jetzt muss ich auf jeden Fall nochmals springen! Aber nicht heute!

Am Nachmittag sitze ich bei weiterhin wunderbarem Wetter wieder auf dem Rad. Bei dem schönen Wetter verzichte ich dann auch auf den Besuch des Wildlife Centers von Franz Josef, in dem man die extrem seltenen Kiwis in einer Art Dunkelkammer beobachten kann. Stattdessen geht es über zwei recht anspruchsvolle Anstiege in knapp 23 Kilometern (auf der Strecke mache ich bereits 500 Höhenmeter) rüber zum benachbarten Fox Gletscher. Der Ort Fos Gletscher ist wesentlich kleiner als Franz Josef und alle Unterkünfte haben ein „no vacancy“ Schild draußen hängen. Weihnachten ist vorbei, die Hauptsaison fängt an und man merkt es sofort! Ich nehme nur einen kurzen Imbiss zu mir, fülle meine Wasservorräte auf und fahre weiter.

Ab Fox Gletscher geht es über traumhaft leere Straßen in wunderbarer Abendluft am immergrünen Regenwald vorbei. Um mich herum höre ich ein dauerhaftes Konzert verschiedenster Singvögel. Gegen 19:30 Uhr erreiche ich das Pine Grove Motel, welches sich direkt an der Straße befindet. Hier bekomme ich für NZD 25 (knapp EUR 15) eine kleine, saubere Hütte, ein Handtuch und Zugang zur Gemeinschaftsküche und Dusche. Der Zeltplatz wäre nur EUR 5 günstiger gewesen und auch hier hätten mich draußen die Blackflies gefressen.

Tag 14 (28.12.2013)

Pine Grove Motel nach Haast

87 km / 755 Höhenmeter

Ich schlafe lang an diesem Morgen und starte nach einem entspannten Frühstück erst nach 10 Uhr. Die Sonne scheint und es „rollt sich gut“. Einen Stopp lege ich in dem Café einer Lachszuchtfarm ein. Dort treffe ich auf Beat und Patricia. Die beiden kommen aus der Schweiz, fahren 6 Wochen mit dem Rad durch Neuseeland und sind auch nach Süden unterwegs. Beat hat auch ein „Velotraum-Rad“ und die beiden waren mir deshalb schon bei ihrer Abreise in Franz Josef aufgefallen. Den Rest des Tages fahren wir zusammen. Am Knights Point, einem Aussichtspunkt hoch über der Steilküste, machen wir eine kurze Pause und genießen die Aussicht.

Kurz vor dem Ort Haast legen wir eine kurze Rast an einem Strand ein und unternehmen auf sehr schön angelegten Stegen einen Rundgang durch den wunderschönen Regenwald. Die „Dinosaurier Bäume“ sind einfach unglaublich. Giganten! Nur ca. 30 Meter von der Hauptstraße entfernt sehen sie wirklich aus wie ein Relikt aus einer längst vergangener Zeit.

Am Abend erreichen wir Haast (300 Einwohner), das Ziel der heutigen ca. 87 km langen Etappe. Für Beat und Patricia sind es heute sogar mehr als 120 km geworden, denn sie sind heute Morgen von Fox Glacier aus aufgebrochen. Verständlicherweise wollen die beiden jetzt definitiv nicht mehr weiterfahren und so entscheiden wir uns kurzentschlossen für ein 3-Bett-Zimmer im ersten Hotel am Ort. Die knapp NZD 180 lassen sich zu Dritt gut tragen und bescheren uns gute Betten in einem schönen Zimmer! Idealerweise verfügt das Hotel über ein angeschlossenes Restaurant von dessen Terrasse wir den Sonnenuntergang und die Möwen beobachten während ich mir eine Riesenportion Nudeln mit Gemüse, Salat und zwei große Bier schmecken lasse.

Als ich später am Abend die kommenden Reisetage plane und dazu online die Hotelauslastung abfrage, bemerke ich, dass ich für die kommende Woche kaum Aussicht darauf haben dürfte, spontan Zimmer zu finden. Mein Plan, Silvester in Queenstown zu verbringen (knapp 245 km von hier), wird plötzlich in Frage gestellt, als bei booking.com nur noch 3 von über 200 Angeboten als verfügbar angezeigt werden und keines der drei Zimmer unter EUR 600 die Nacht kosten soll… Ich ärgere mich, dass ich hier nicht besser vorgeplant habe und hoffe, dass sich noch eine Lösung für Silvester und Queenstown finden wird.

Tag 15 (29.12.2013)

Haast nach Lake Hawea

123 km / 1.498 Höhenmeter

Beim gemeinsamen Frühstück mit Beat und Patricia versuche ich, über Skype mit einem Anruf bei Southern Laughter Backpackers, einer Art Jugendherberge in Queenstown, ein Zimmer zu ergattern. Den Tipp hatte mir die Rezeption in meiner Unterkunft in Franz Josef gegeben. Zu meiner Freude haben sie tatsächlich noch ein letztes Doppelzimmer frei (NZD 70 pro Nacht / 40 EUR). Ich buche sofort für den 31.12. und den 1. Januar und bin zuversichtlich, dass ich die kommenden zwei Nächte auf dem Weg nach Queenstown schon irgendwie unterkommen werde. Ich habe ja auch noch mein Zelt.

Beat und Patricia möchten die kommenden Tage noch an der Westküste verbringen und hier auch Silvester feiern so dass wir uns verabschieden. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass wir uns in knapp einer Woche wiedersehen werden!

Kurz nach meiner Abfahrt aus Haast lasse ich auch schon die Westküste hinter mir und folge dann während der kommenden fast 50 km immer dem türkis-blauen Haast River, eingerahmt von gewaltigen, an der Spitze mit Schnee bedeckten Bergen. Der Steigung ist bis dahin recht moderat, so dass die erheblich steileren, letzten 10 km bis zum Haastpass (565 m) mir dann doch noch einmal einiges an Kraft abfordern. Oben angekommen öffnen sich auch gleich die Schleusen und es fängt in Strömen an zu regnen, so dass ich mir nur schnell die Regensachen anziehe und umgehend weiterfahre. 20 km weiter erreiche ich Makaroria, ein kleines Städtchen mit einem großen Hotel- und Zeltplatzkomplex mit angeschlossenem Restaurant. Nach einer Pause und einem leckeren Abendessen entscheide ich mich für die Weiterfahrt, weil die Wolken inzwischen verschwunden sind und ich aufgrund der Sperrung des Passes ab 18 Uhr jetzt die Straße fast für mich alleine habe.

Die nun folgende Route führt mich entlang der Seen Wanaka und Hawea. Die Straße ist autoleer, die Luft herrlich frisch und die Aussichten auf die Seen und umliegende Berge wunderbar. Um 21:30 Uhr habe ich immer noch Tageslicht und entscheide mich dann am Lake Hawea, nur wenige Kilometer vor dem Örtchen Lake Hawea, am Ufer mein Zelt aufzuschlagen. Das ist schnell gemacht und so höre ich beim Einschlafen das Rauschen der kleinen Wellen, die am Ufer des Sees, nur wenige Meter von mir entfernt, sanft auslaufen.

Menschen- und autoleere Straßen auf der Hochebene:

Tag 16 (30.12.2013)

Lake Hawea nach Wanaka

25 km / 352 Höhenmeter

Die dunklen Wolken, die gestern Abend über dem Lake Hawea aufzogen, haben sich über Nacht verdichtet und mir Regen beschert. Jetzt, in den Morgenstunden, nimmt dieser eher zu als ab. Um 9 Uhr finde ich, dass weiteres Warten auf eine Wetterbesserung keinen Sinn macht und packe meine Sachen im Regen zusammen. Knapp 8 km später erreiche ich das Örtchen Lake Hawea und setze mich dort ins Lake Hawea Hotel. Hier gibt es für knapp EUR 10 ein gutes Frühstück mit Müsli, Tee, Früchten und Jogurt, hier ist es warm und trocken und ich bekomme sogar kostenlosen Internetzugang! Da ich ganz gut in der Zeit liege und das Wetter nicht zur Weiterfahrt einlädt, frage ich im Hotel, ob ein Zimmer frei wäre, was verneint wird. Nach Einschätzung der Rezeption ist jetzt, sofern noch nicht gebucht, in weitem Umkreis kein Zimmer mehr frei. Eine kurze Recherche im Internet scheint ihre Vermutung zu bestätigen. Bei booking.com gibt es nichts. Zum Glück verspricht der Wetterbericht eine deutliche Besserung für den Nachmittag. Ich nutze die Zeit endlich mal wieder, um einen Post für meinen Blog zu schreiben und so vergeht die Zeit schnell. Schon mittags kommt die Sonne wieder durch und lässt den See in einem ganz neuen Licht erstrahlen. Mein Entschluss: Ich fahre solange ich Lust verspüre und wenn sich auf dem Weg eine Gelegenheit für eine feste, preislich angemessene Unterkunft bieten sollte, nehme ich sie.

Wieder auf der Straße zeigt sich auch gleich, warum derzeit alle Zimmer ausgebucht sind. Der Verkehr hat erheblich zugenommen! Kolonnen von PKW und Wohnmobilen fahren (teilweise bedenklich nah) an mir vorbei. So macht das wenig Spaß! Nach gerade einmal 25 km erreiche ich das quirlige Wanaka. Über die Jahre ist die von Bergen umgebene und an einem See gelegene Kleinstadt eine etwas ruhigere Alternative zu Queenstown geworden. Alle Hotels, an denen ich vorbeifahre, signalisieren in deutlicher Neonbeleuchtung ein „No vacancy“. An einem Hotelcafé mache ich Halt, um mir einen Cappuccino zu gönnen und meine Wasserflaschen zu füllen. Als ich auf Nachfrage dem Kellner gegenüber erwähne, dass ich nicht bleiben werde, weil es in der ganzen Stadt eh’ keine freien Unterkünfte gäbe, kommt gerade die Hotelchefin vorbei und meint, dass sie für mich (?) noch ein Zimmer frei hätten. Dann erläutert sie, dass sie die Zimmer über die Feiertage absichtlich bei keinem Internetanbieter eingestellt hätten. Grund wäre, dass sich in der Vergangenheit so viele junge Leute auf diesem Weg eingebucht und bei ihren heftigen Feiern die Einrichtung regelmäßig zerstört hätten. Das indizierte Lob über die Seriosität, die ich anscheinend auch noch in meinen Bikeklamotten nach einer Nacht am Strand ausstrahle, geht ein wenig in der konkludenten Aussage unter, dass ich auch aufgrund des vorgerückten Alters wohl nicht nach „wildem Feiern“ aussehe …

In meinem Hotelzimmer baue ich erst einmal das pitschnasse Zelt zum Trocknen auf und platziere es raumfüllend auf meinem Bett. Wahrscheinlich ist das auch nicht gerade das, was sich die besorgten Hoteleigner als Raumnutzung vorgestellt haben, aber anders wird ein Zelt nun mal nicht trocken, wenn es draußen weiterregnet. Da es noch recht früh ist, nutze ich die Gelegenheit auch, um meine sonstige Ausrüstung mal wieder einer Grundreinigung und -wäsche zu unterziehen. Während zu Hause so etwas eher nebenbei läuft, erfordert das Aufrechterhalten eines angemessenen Hygienelevels auf einer längeren Radreise eine gewisse logistische Planung: Gelegenheiten zum Waschen und vor allem Trocknen müssen genutzt werden, wenn sie sich ergeben und die Maschinennutzung- und Laufzeiten sollten mit Besichtigungen und Restaurantbesuchen abgestimmt werden.

Und so verbringe ich den Rest des Tages mit meinem „Hausputz“ und dem Schreiben meines Blogs. Den Abend schließe ich, bei inzwischen wieder sonnigen Wetter aber recht frischen Temperaturen, mit einem Rundgang durch die kleine, quirlige Stadt und einem leckeren Abendessen an der gut besuchten Strandpromenade an der Gendhu Bay, ab.

Tag 17 (31.12.2013)

Wanaka nach Queenstown

72 km / 1.078 Höhenmeter

Am Morgen blinzelt die Sonne durch den Vorhang meines Hotelzimmers. Das gibt Energie. Ich schlüpfe direkt in meine Bikemontur und begebe nach dem Frühstück auf den Weg nach Queenstown. Nach dem gestrigen verkehrsreichen Tag hatte ich angenommen, dass die meisten bereits gestern, also dem Silvestervorabend, an ihrem Party-Ziel ankommen waren und demzufolge heute die Straßen etwas leerer sein würden. Diese Hoffnung stellt sich schon nach den ersten Metern als vergebens heraus, denn jeder scheint den Morgen für einen Ausflug mit seinem PKW zu nutzen.

Die Strecke über die Cardrona Valley Road, den Cardrone River entlang, ist landschaftlich allerdings sehr reizvoll und immer wieder liegt ein wunderbarer Blumenduft in der Luft. Nach 25 km erreiche ich das Hotel und Restaurant Cardrona, welches allein auf weiter Flur steht. Das Hotel ist ganz im Stil der Goldsucherzeit gehalten und vor der Tür steht ein Oldtimer. Das Essen in dem gut besuchten, rustikalen Restaurant mit großem Garten ist hervorragend und zu empfehlen.

Dann geht es in Serpentinen über den 1.076 Meter hohen Crown Range Summit, dem höchsten befahrbaren Pass Neuseelands. Der Blick von der Passhöhe ist umwerfend und entschädigt für die Qualen des gerade zum Schluss sehr steilen Anstiegs. Von hier geht es in vielen Schleifen hinunter zur Hauptstraße, die geradewegs nach Queenstown führt.

Während die Fahrt über die Cardrona Valley Road schon recht verkehrsreich war, überrascht mich der heftige Verkehr auf der einzigen Zufahrtstraße nach Queenstown dann doch. Die 20 Kilometer auf dieser Zufahrtstraße lassen sich nur mit Ohrstopfen und aufgrund des zum Glück vorhandenen, breiten Seitenstreifens ertragen. Die letzten 6 Kilometer kann ich endlich auf einen ruhigen Radweg ausweichen, der mich am Ausläufer des Lake Wakatipu entlang bis in den Hafen von Queenstown führt.

Meine Unterkunft liegt mitten in Queenstown und besteht aus einem ca. 6 qm großen Zimmer. Das Zimmer ist gerade groß genug, dass ich meine Packtaschen neben dem Bett abstellen kann. Das Rad, das ich, wann immer möglich, mit auf mein Zimmer nehme, kann ich glücklicherweise in einer Garage unterstellen.

Queenstown ist restlos ausgebucht und überall in der Stadt laufen die Vorbereitungen auf die heutige Silvesternacht. In meiner Unterkunft haben sich in erster Linie feierwütige Jungs und Mädchen eingebucht, die ich auf 18-25 schätze und die schon am Nachmittag bei zunehmendem Lautstärkepegel ordentlich „vorglühen“. Ich genieße an diesem letzten Tag des Jahres das sehr gute, vielseitige kulinarische Angebot (indisch, japanisch, etc.) in Queenstown, schreibe unter anderem auf der Terrasse eines Restaurants im Hafen an meinem Blog und bin abends beim großartigen Feuerwerk dabei.

Während ich um Mitternacht (12 Stunden vor deutscher Zeit) inmitten der feiernden Menschen auf dem Hauptplatz am Hafen stehe, wird wir bewusst, dass genau jetzt die Hälfte meiner Weltreise erreicht und gleichzeitig noch 6 Monate vor mir liegen. Ist die Zeit schnell vergangen? Nein, das ist sie aufgrund der von mir empfundenen Erlebnisdichte eindeutig nicht! Nach meinem Verständnis empfinden wir Zeit als schnell vergehend, wenn unser Leben in einem gleichförmigen Rhythmus verläuft und sich das Gehirn als ressourcenschonendes Organ die Einzelheiten nicht merkt. Auf diese Weise kann es auch am Ende einer Arbeitswoche schon mal sein, dass man sich nicht mehr daran erinnert, was man am Montag getan hat. Demgegenüber kann ich mich an fast jeden Tag der letzten 6 Monate erinnern und empfinde diesen Zeitraum daher auch als lang. Die Aussicht darauf, dass nochmals 6 Monate intensive und erinnerungswürdige Zeit vor mir liegen erfüllt mich mit Vorfreude. Happy New Year!

Tipps und Warnungen:

  1. Helikopterflüge sind in der faszinierenden Landschaft Neuseelands und insbesondere am Franz-Josef-Gletscher ein echtes Ereignis. Bei der Buchung sollte man darauf bestehen, entweder vorn oder am Rand zu sitzen, denn die mittleren Plätze auf der Rückbank bieten nur eine sehr bescheidene Sicht und sind das Geld nicht wert.
  1. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Skydive (Absprung aus dem Flugzeug im freien Fall) zu unternehmen, der sollte dies bei gutem Wetter am Fox Glacier tun und oberhalb von 15.000 Fuß abspringen. Nur so hat man eine ausreichende Flugzeit und kann den Mount Cook auch von oben sehen!
  1. In der Hauptsaison zwischen Weihnachten und ca. 1 Woche nach Neujahr lohnt es sich, frühzeitig zu buchen! Ansonsten ist sehr viel Flexibilität angesagt und ein Zelt!
  1. Wer zeltet wird ihnen auf jeden Fall begegnen: den Blackflies, kleinen beißwütigen Insekten, die sich in großen Mengen auf einen stürzen wenn man abends vor dem Zelt sitzt. Ihre Bisse sind unangenehm und hinterlassen sogar kleine Narben. Bis zu einem bestimmten Grad schafft ein gutes Insektenspray Abhilfe.
  1. Internetzugang gilt außerhalb der größeren Städte und insbesondere auf dem Land als Luxus, den man im Regelfall nicht mit Touristen teilt. Viele Neuseeländer haben keine echte Datenflat, so dass die berechtigte Sorge besteht, horrende Rechnungen zu bekommen oder bis Monatsende plötzlich nur noch mit Minimalgeschwindigkeit surfen zu können. Wer als Reisender regelmäßig auf das Internet zugreifen möchte, sollte sich am Anfang der Tour eine neuseeländische Mobilkarte mit einem angemessenen Datenvolumen für sein Smartphone besorgen! So erspart man sich auch die ständige Suche nach Internetspots und kann auch auf das kostenlose Internetangebot der rosa „Telecom“-Telefonhäuschen in vielen Städten zurückgreifen, deren Nutzung eine australische oder neuseeländische Mobilnummer voraussetzt.
  1. Viele Urlauber und auch einige Neuseeländer lieben es, mit ihren gemieteten Wohnmobilen oder PKW sportlich zu fahren und überschätzen dabei regelmäßig ihr Können und die Ausmaße ihres Fahrzeugs (ja, ein Wohnmobil ist breiter als ein Ford Fiesta …). In kaum einem Land wurde ich so oft unnötig mit einem „sportlichen“ Minimalabstand überholt, dass ein starker Seitenwind zur falschen Zeit zur Kollision geführt hätte. Ich empfehle jedenfalls das Tragen einer Signalweste!