Reisekosten

Im Zusammenhang mit meiner Weltreise bin ich oft nach den Kosten einer solchen Reise gefragt worden. Je nachdem von welchem Abschnitt meiner Weltreise der Fragende etwas mitbekommen hatte, bewegte sich die erwartete Antwort irgendwo zwischen der Annahme, dass Reisen mit dem Rad gar nichts kosten oder eben besonders teuer sind. Um sich der Beantwortung dieser Frage anzunähern, lohnt ein Blick auf die wesentlichen Kostenfaktoren einer Radreise:

1. Das Reiseziel – Norwegen vs. Vietnam

Es gibt Reiseziele, in denen man für die eigene, harte Währung sehr viel an Gegenwert erhält, da die dortigenNorwegen_Campingfrühstück_7-2013 Lebenshaltungskosten sehr niedrig sind. Die Länder Südostasiens (Laos, Vietnam, Thailand, Kambodscha) fallen zum Beispiel in diese Kategorie. Hier bekommt man gerade in weniger touristischen Gebieten oft für 1 – 3 EUR eine Hauptmahlzeit und ab 10-15 EUR ein einfaches Zimmer. Am anderen Ende der Skala findet man Länder wie Norwegen und Island. Gleichzeitig eigenen sich die letztgenannten Länder hervorragend zum zelten, so dass man als Selbstversorger dort auch dann noch einigermaßen günstig unterwegs ist, wenn einen der letzte Einkauf im Supermarkt ein gefühltes Vermögen gekostet hat. Wer sich einen ersten Überblick über die voraussichtlichen Reisekosten in einem Land verschaffen möchte, findet auf der Website The Earth Index ein hilfreiches Vergleichsportal über weltweite Lebenshaltungskosten.

2. Transferkosten – Von Anfang an per Rad?

Ein wesentlicher Kostenfaktor können die Kosten des Transfers zum Startpunkt der Radreise sein. Je kürzer die Reise, umso entscheidender sind die einmaligen Reisekosten zum Ziel, zum Beispiel per Flugzeug. Wer ganz ökologisch unterwegs sein möchte, kann die große Reise gleich an der eigenen Haustür beginnen und spart sich damit ganz nebenbei jegliche Transferkosten. Wer fremde Kulturen kennenlernen möchte, ist dann natürlich recht lange unterwegs, bevor es wirklich „fremd“ wird.

3. Hauptsaison oder Nebensaison?

Fast in jedem Land gibt es eine Hauptsaison, in der sowohl die Flüge als auch die Übernachtungskosten schnell das Doppelte oder mehr vom üblichen Tarif in der Nebensaison ausmachen. Oft bringt es für den Radreisenden noch nicht einmal einen Mehrwert gerade in der Hauptsaison vor Ort zu sein, wenn zum Beispiel die klimatischen Bedingungen in der Nebensaison wesentlich besser sind. Wer möchte schon unbedingt im Januar bei +40°C die australische Ostküste entlangfahren und dabei ständig von Wohnmobilen überholt werden?

4. Zelt oder Hotel?

Wer nicht ausschließlcih im Zelt übernachtet, der wird schnell merken, dass die Übernachtungskosten der wesentliche Kostentreiber auf fast jeder Radreise sind. Auch hier besteht, je nach Reiseland eine erhebliche Preisspanne, die bei ca. 3 EUR beginnt (Tibet, Bolivien). Am anderen Ende der Skala werden selbst für einfache Zimmer auch mal schnell mehr als 100 EUR verlang (USA, Japan, Norwegen). Wer zu zweit unterwegs ist, kann hier viel sparen. Ein Mix von Zelt und Hotelübernachtungen reduziert nicht nur die Übernachtungskosten erheblich, sondern sorgt auch dafür, dass jeder Tag besonders ist und man sowohl das Abenteuer Natur als auch ein gelegentliches gemütliches Bett immer wieder zu schätzen weiß.

Zelt vs Hotel

5. Restaurant oder Selbstversorgung?

Bei Selbstversorgern schlagen die Preise für Essen und Trinken am wenigsten zu Buche. Leichtes Kochgeschirr und ein Gas- oder Benzinkocher in Verbindung mit regelmäßigen Einkäufen auf dem Markt bieten meist alle Möglichkeiten, sich selbst zu versorgen. Es ist eine Frage der persönlichen Prioritäten und individuellen Kochkünste, ob man sich auf einer Radreise dauerhaft selbst versorgen möchte und damit glücklich ist. Für den, der auch auf Restaurants zugreifen möchte, sollte sich im klaren sein, dass es eben auch hier einen großen Unterschied macht, ob man eine warme Mittagsmahlzeit für 1,50 EUR in Tibet oder für 40 EUR in Norwegen zu sich nimmt.

Lecker, stilvoll … aber nicht günstig. Sushi in Japan:

6. Events und Ausflüge

Man sollte diesen Faktor nicht unterschätzen. Wer lange unterwegs ist, wird dabei immer wieder an Orten vorbeikommen, die ganz besondere Attraktionen zu bieten haben. Teilweise sind diese Attraktionen nur gegen Gebühren zu sehen oder zu erleben. Gerade wenn die Wahrscheinlichkeit nicht groß ist, dass man genau hier noch einmal vorbeikommen wird, sollte man sich gut überlegen, ob man sich diese Gelegenheit entgehen lässt. Egal, ob es um einen Opernbesuch in Sydney, einen Besuch beim Ayers Rock oder einen Skydive am Franz-Joseph-Gletscher in Neuseeland geht: das Geld ist gut angelegt, denn man wird noch lange davon zehren.

Der Ayers Rock in Australien:

7. Fazit

Die Frage, was eine individuelle Radreise kostet, ist pauschal nicht zu beantworten. Ich habe Reiseradler getroffen, die zu zweit im Winter durch Russland gefahren waren und gemeinsam mit einem täglichen Budget von 10 EUR ausgekommen sind. Bescheidenheit, Selbstversorgung inklusive angeln, zelten und häufige Einladungen zum Essen (und Wodka trinken …) machten dies möglich. Ohne Zweifel ein Extrem. Am oberen Ende der Kostenskala liegen Radreisende, die erst gar kein Zelt mitnehmen und ausnahmslos in guten Hotels absteigen, alle Attraktionen entlang der Route mitnehmen und ihre Kalorienspeicher ausschließlich in guten Restaurants wieder auffüllen. Je nach Reiseland kommt man als Alleinfahrer auf diese Weise schnell auf Tagesausgaben von deutlich über 150 EUR. Was die eigene Radreise letztendlich kosten wird, ist daher nur individuell zu beantworten, indem man die wesentlichen Kostenfaktoren der anvisierten Reise identifiziert und sich ehrlich die Frage beantwortet, was einem auf der eigenen Reise wichtig ist.

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